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Judenthum und Heidenthum gleich 1); so darf man
diese Lehre, wenn auch mit einiger Behutsamkeit,
sich aneignen, erstens sofern von beiden, dem
Judenthum wie dem Heidenthum, zu demselben
übergegangen werden soll als einem andern und
der Jude wie der Heide in ihm, was seine Fröm-
migkeit betrifft, ein neuer Mensch wird; sodann
aber nicht um das Judenthum neben dem Heiden-
thum als Abtrünnigkeit herabzusetzen, sondern um
das Heidenthum neben dem Judenthum als Offen-
barungsstufe zu erheben. Wenn sogar vom Stand-
punkt der heidnischen Philosophie Plato ein llfwöi;
dznmffwv genannt ist, so wird um so weniger die
christliche Theologie der Anforderung sich ent-
ziehen, der Kirche von dem Zusammenhang pla-
tonischer Weltweisheit mit der Offenbarung Rechen-
schaft zu geben, ein Gegenstand, der vermöge
seiner nicht bloss religionsgeschichtlichen, sondern
tief eingreifenden dogmengeschichtlichen Bedeutung
auch mehrfach in neuerer Zeit in Erwägung ge-
zogen ist. Es kann jedoch nicht ausreichen an
einzelnen eminenten Punkten den Zusammenhang
des Christenthums und der christlich-kirchlichen
Wissenschaft mit dem heidnischen Alterthum zu
würdigen; sondern es muss der gesammte religions-
geschichtliche Prozess zumal des griechischen Hei-
denthums verfolgt werden bis an den Punkt, wo
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S ch l ei erm ache r Christi. Glaubensl.