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und der neuen Kunst. Ein so bewusstes Eingehen in
Gedanken und Kunstvorstellungen des heidnischen Aller-
thums ist jener, gerade wegen der näheren Berührung,
in welcher sie mit demselben stand, fremd: auch würde
die Kirche dergleichen heidnische Interessen nicht anders
denn als Verleugnung des Glaubens von sich ausgestossen
haben. Die Beproduction antiker Kunstvorstellungen kann
freilich auch ohne Interesse an dem Inhalt, rein als künst-
lerische Aufgabe behandelt werden. Diese Art Objectivität
ist allerdings der modernen Zeit eigen, die sich darin
ihrer Vielseitigkeit rühmen mag; es frag-t sich aber, oh
nicht auch etwas von Herzlosigkeit darin liegt. Jedenfalls
ist eine solche Objectivität der Kunst des christlichen
Alterthums nicht minder fremd, welche damals natur-
gemäss aus dem Leben hervorwuchs und in ihren Aufgaben
auf einen kleinen nur allmälig sich erweiternden Kreis
sich heschränkend von dem christlichen Bewusstsein eben
so festgehalten, als auf ihrem grossen Wege vorwärts
getrieben wurde.
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Durch die Uoberlieferungen heidnischer Zeit und die
Macht der Gewohnheit ward jener Kreis allerdings durch-
brochen. Die Denkmäler christlicher Zeit, auf denen
mythologische Motive in einem ihrer ursprünglichen Be-
deutung verwandten Sinn sich fortpflanzen, sind, wie
gesagt, vornehmlich Münzen und Grahmonumente; aber
auch hochzeitliches Geräth mit solcher Ausschmückung
ist aus dem christlichen Alterthum uns erhalten.
Etwas anderes ist es, wenn anstatt dieser bedeutungs-
vollen Benutzung mythologischer Vorstellungen solche