Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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fast ausschliesslich auf Münzen und Grabdenkmälern sich 
finden. 
2. Damals also waren es heidnische Reminiscenzen, 
welche der christlichen Kunst durch Herkommen und Macht 
der Gewohnheit sich aufdrängten. Ganz anders verhielt 
es sich im Zeitalter der wiedererwachenden Kunst. Das 
Alterthum erschien als ein abgeschlossenes Gebiet mensch- 
lichen Lebens und Wissens, das aber reiche Lebenskeime 
in sich enthielt, welche in die mittelalterliche Bildung 
verpflanzt die Macht hatten, ein neues Zeitalter herauf- 
zuführen. Nachdem christliche Wissenschaft und Kunst 
ebenfalls ein abgeschlossenes Gebiet selbständig sich aus- 
gewirkt hatten, suchten sie nun frei ihren Gegensatz, 
11m dadurch zu höherer Vollendung aufzusteigen. S0 ist 
es ein wissenschaftliches und künstlerisches Interesse, 
welches zu den Werken und Anschauungen des heid- 
nischen Alterthums zurückführt, und so auch dem Gebiet, 
das die Blüthe der antiken Welt enthält, dem religiösen 
Mythus sich nicht verschliesst. Ueber die daher ent- 
lehnten Kunstvorstellungen dominirt zwar noch längere 
Zeit die christliche Kunst mit den in ihr einheimischen 
Ideen; aber es will doch viel sagen, dass jene wenn 
auch nur in Beiwerken denselben zur Seite treten durften. 
Im Verfolg dessen löset sich endlich das Band mit der 
Kirche, welches der mittelalterlichen Kunst ihre Weihe 
gegeben hatte: die Künstler versenkten sich zum Theil 
mit Vorliebe auch in die mythologischen Ideen der vor- 
Christlichen Zeit, welche der Kunst vollkommen so ge- 
läufig wurden, wie die christlichen Gegenstände. Und 
S0 bezeichnet das Zeitalter, in welchem die christliche 
Kunst zu höchster Blüthe gelangte, zugleich das Ende 
derselben und den Uebergang in die moderne Kunst. 
Gerade hier aber, wo scheinbar ähnliche Resultate 
sich ergeben, zeigt sich der Unterschied der altchristlichen 
Piper, Mythol. n. Symbol. d. chr. Kunst. I. 11
	        
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