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In dem andern Bilde 1) ist die Europa, Tochter des
Agenor, vorgestellt, wie Jupiter, in einen Stier ver-
wandelt, mit ihr scherzt, mit der Unterschrift:
Jupiter (A)genoriden falsi sub imagine tauri
Si Inserat, cur herilem virgo non generaret.
Man sieht, wohin ein Wohlgemeintes apologetisches
Streben, das aber in seinen Mitteln sich vergreift, sich
verirren konnte.
5. Demnächst kommen solche Parallelen in Sculptur-
Werken vor, nicht ohne ein heidnisehes Streben zu ver-
rathen. So ist in französischen Seulpturen des sechzehnten
Jahrhunderts, auf einer hölzernen Thür neben der Ver-
kündigung Maria Venus nebst Mercur vorgestellt, und in
einem ltlarmorrelief die h. Jungfrau selbst bei ihrer Himmel-
fahrt nackt wie eine Venus gebildetß). Dagegen an die
ephesinische Diana erinnern die schwarzen Marienbilder,
in denen sie als eine trauernde Nachtgöttin erscheint, zu'
Loreto, Einsiedeln, Würzburg und andern Orten 3).
Unter den Heroen hat besonders Hercules typischen
Charakter erhalten. David neben Hereules sieht man an
einem Taufstein zu Siena von Jacopo della Quercia (1-1424);
Simson neben Hercules auf einem Kamin im Palast Gondi
zu Florenz von Giuliano von San Gallo 151?) 4). Wie
er auch als Typus Christi erscheint in Zeichnungen von
Dürer (1515), wird weiterhin (S. 39.) dargelegt werden.
1) Blau. Y erstes Bild, s. Jacobs a. a. O. S. 114. Citirt wird
im Text Ovid. Metam. III, 1.
2) Die erstere im Mus. Cluny, s. unten S. 35, 1; das andere in
S. Denis, s. Didron Manuel d'ic0n0gr. gr. et Iat. p. 288.
3) Jac. Grimm Deutsche Mythol. 2. A. S. 289. A. 2. Raoul-
Rochette Disc. sur les types imitat. p. 38. not. 1.
4) Von dem erstem s. unten S. 38, 4; der andere abgeb. bei
Cicognara St. d. sc. P. II. Tav. 15.