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ein Uebergang gemacht von der göttlich verehrten Sonne
zu der wahren Sonne, dem höchsten Gott. Interessant
ist für die Auffassung des l-leidenthums eine Aeusserung
über die Befragung des Apollo durch den Codrus-z
Et quamvis paganus esset ac non eognoseeret deum,
tamen nutu dei recepit per Apollinem responsum verum.
4. Wirklich mythologische Scenen dagegen, an-
gewendet um ein Ereigniss der heiligen Geschichte zu
beglaubigen, finden sich in einem merkwürdigen Buch
aus dem Ende des vierzehnten oder dem Anfang des
funfzehnten Jahrhunderts, dem Dcßansoriunz inviolatae vir-
ginilatis b. Marias virgizzis 1).
Es ist verfasst oder vielmehr zusammengetragen von
dem Dominikaner Franciseus de Betza, der als Professor
der Theologie im J. 1425 über achzig Jahre alt starb 2).
Der Zweck des Buchs ist, durch Vergleichung wunder-
barer Ereignisse aus der Natur und Geschichte, welche
durch Bilder illustrirt werden, glaublich zu machen, dass
Maria unbeschadet ihrer Jungfräulichkeit habe empfangen
und gebären können. Diese fabelhaften Sagen sind nach
einigen Schriftstellern des Alterthums, zumal dem Valerius
Maximus, hauptsächlich aber nach kirchlichen Auctoritäten,
dem Augustiuus, Isidorus, Alanus und Albertus Magnus
mitgetheilt. Nicht eigentlich als Typen, sondern als eine
Instanz; es wird allemal geschlossen: wenn dies oder
jenes Wunder sich begeben könne oder begeben habe,
warum sollte nicht auch eine Jungfrau geboren haben?
Doch werden gern Analogieen geltend gemacht, besonders
aus der Thierfabel, z. B. von dem Phönix (s. unten
1) Nach einem xylograph. Exemplar vom J. 1471 in der Gothaer
Bibliothek beschrieben'von- Jacobs, in den Beitr. zur älteren.
Literat. Bd. I. S. 98 -114.
z) Jacobs a. a. O. S. 102.