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aus der Einwirkung eines fremden d. h. heid-
nischen Princips abzuleiten wäre; sondern beides
kann auch umgekehrt sich verhalten. Es kann,
was das letztere betrifft, der fremde Mythus in
die Kirche verpflanzt worden sein, weil er nicht
fern vom Reiche Gottes entsprossen ist: denn das
im Christenthum waltende Princip ist älter als die Be-
ligionen des Alterthums, und wie es dem griechisch-
römischen Heidenthum zuvorkommt, so hat es inner-
halb desselben Spuren seiner Wirksamkeit zurück-
gelassen. Das ist die zweite Frage, die in die
vorliegende Untersuchung eintritt, wodurch dieselbe
Theil erhält an der höchsten theologischen Auf-
gabe und zu religionsgeschichtlicher Bedeutung sich
erhebt. Es ist das gnostische Element in der christ-
lichen Beligionswissenschaft nach der Auffassung
der alten Kirche, den Zusammenhang des Neuen
Testaments mit dem Alten, weiter aber auch mit
dem heidnischen Alterthum zu erkennen: mit
der Behauptung, dass der göttliche Logos auch in
den Heiden wirksam gewesen, ein Satz, der eben
so sehr von der Frömmigkeit seines Urhebers zeugt,
als er eine strenge Wissenschaft herausfordert, hat
überhaupt die Theologie erst ihren Anfang ge-
nommen, als deren Stifter die grossen alexandri-
nischen Kirchenlehrer, vor allem Origenes, anzusehen
sind. Und wenn ein neuerer grosscr Kirchenlehrer,
der mit Recht dem Origenes an die Seite gestellt
ist, behauptet: das Christenthum verhalte sich zu