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Das eine ist das Speculum humanae salvutionis, welches
die Hauptereignisse der evangelischen Geschichte erzählt
und durch Bilder veranschaulicht. Dies Werk, welches
früher in's zwölfte Jahrhundert gesetzt wurde 1), ist nach
der Angabe einiger Handschriften erst um 1324 verfasst 2).
Nach seiner populären Anlage hat es grosse Verbreitung
gefunden, wodurch es auch als Zeugniss von dem, was
gegen Ende des Mittelalters gern gesehen und gelesen
wurde, besondere Bedeutung erhält. Es ist noch im funf-
zehnten Jahrhundert fünfmal lateinisch und oft in hol-
ländischer, deutscher und französischer Uebersetzung er-
schienen 3). Ein Exemplar der lateinisch-deutschen Ausgabe
l) Heinecken Idee gener. etc. p. 468. 478. (er setzt eine Wiener
Handschrift dieses Speculum in's zwölfte Jahrhundert). Jacobs
Beitr. zur alt. Literat. I. S. 158. Anm. 2.
2) Waagen Kunstw. und Künstler in Paris S. 317. Guichard
an dem gleich anzuführenden Ort p. 31. 130. Bemerkens-
werth ist auch, dass nicht allein in beiden Ausgaben in der
Darstellung der Kreuzigung nur drei Nagel angewendet sind
(was in den Abbildungen der späteren Zeit geändert sein könnte),
sondern es auch ausdrücklich im Text Cap. XXXIX. zu iig. l.
heisst, wo Christus mit einem Krieger verglichen wird: pro
calearihus usus est clavo ferr(e)o uno, d. i. die Füsse seien mit
Einem Nagel befestigt gewesen, was darauf hinweiset, dass
das Werk wenigstens nicht vor dem dreizehnten Jahrhundert
verfasst ist.
3) Dies Werk hat daher in bibliographiseher Hinsicht vielfach
Beachtung gefunden, zuletzt sehr genau von Guichard in
s. Schrift Notice sur Ie Speculum humanae salvationis. Par.
1840. 8.: das Interesse an dem Inhalt ist darüber etwas
versäumt werden. Ausführlichere Kenntniss davon hat Fr. Ja-
cobs gegeben, a. a. O. S. 152-159, nach einer Ausgabe, in
welcher mit diesem Speculum das Speculum Mariae vermischt
und welche mit deutscher Uebersetzung zu Augsburg im J. 1471
oder 1472 herausgekommen ist: s. übe? dieselbe Guichard
l. c. p. 40-42. Ein Index der Kapitel und der Bilder bei
Guichard p. 9-27. Von den Miniaturen einer Handschrift