Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

XVI 
wärtigen zu thun, das heisst mit den Mythen, die 
aus dem heidnischen Alterthum herübergekommen 
oder mit denselben übereinstimmend in der Kirche 
erzeugt sind. Nun ist es allerdings eine Ange- 
legenheit der klassischen Alterthumsvvissenschaft, 
dies Thema zu behandeln: es ist ihr höchstes 
Interesse, auch nach der Zeit , da das klassische 
Alterthum scheinbar zu Grabe geht, die Wirkungen 
zu verfolgen, in denen es sich fortsetzt, die Um- 
wandlung zu erforschen, denen seine Ideen unter- 
liegen, und ihre Wiedergeburt zu würdigen, wie 
sie zuletzt in ursprünglicher Gestalt mit fast dä- 
monischer Macht wieder hervorgehen und das Mittel- 
alter hinter sich zurücklassend siegreich ein eigen- 
thümliches Gebiet behaupten. So ist auch von dieser 
Disciplin aus ungefähr jene Aufgabe _gestellt wor- 
den 1). Aber auch die kirchliche Wissenschaft kann 
sich ihr nicht entziehen, da sie überhaupt ihre 
Grenzen nicht fremdher sich bestimmen lassen darf, 
sondern selbst derselben sich zu versichern hat. 
Nun bilden aber die mythologischen Ideen, wie 
sie in die christliche Kunst sich hinüberziehen am 
l) Creuzer Symbol. und Mythol. Th. lV. 2. Ausg. S. 419. (In 
der 3. Ausg. Th. lV. S. 362. ist nur die Anm. stehen geblieben.) 
 Die dort hervorgehobene Schrift von Starck Tralatitia ex 
gentilismo in religionem christianam. Begiomont. 1'774. habe 
ich nicht zu Gesicht bekommen können: sie ist nicht in den 
K. Bibliotheken zu Berlin und Göttingen, noch wo ich sonst 
nachgefragt habe.
	        
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