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wärtigen zu thun, das heisst mit den Mythen, die
aus dem heidnischen Alterthum herübergekommen
oder mit denselben übereinstimmend in der Kirche
erzeugt sind. Nun ist es allerdings eine Ange-
legenheit der klassischen Alterthumsvvissenschaft,
dies Thema zu behandeln: es ist ihr höchstes
Interesse, auch nach der Zeit , da das klassische
Alterthum scheinbar zu Grabe geht, die Wirkungen
zu verfolgen, in denen es sich fortsetzt, die Um-
wandlung zu erforschen, denen seine Ideen unter-
liegen, und ihre Wiedergeburt zu würdigen, wie
sie zuletzt in ursprünglicher Gestalt mit fast dä-
monischer Macht wieder hervorgehen und das Mittel-
alter hinter sich zurücklassend siegreich ein eigen-
thümliches Gebiet behaupten. So ist auch von dieser
Disciplin aus ungefähr jene Aufgabe _gestellt wor-
den 1). Aber auch die kirchliche Wissenschaft kann
sich ihr nicht entziehen, da sie überhaupt ihre
Grenzen nicht fremdher sich bestimmen lassen darf,
sondern selbst derselben sich zu versichern hat.
Nun bilden aber die mythologischen Ideen, wie
sie in die christliche Kunst sich hinüberziehen am
l) Creuzer Symbol. und Mythol. Th. lV. 2. Ausg. S. 419. (In
der 3. Ausg. Th. lV. S. 362. ist nur die Anm. stehen geblieben.)
Die dort hervorgehobene Schrift von Starck Tralatitia ex
gentilismo in religionem christianam. Begiomont. 1'774. habe
ich nicht zu Gesicht bekommen können: sie ist nicht in den
K. Bibliotheken zu Berlin und Göttingen, noch wo ich sonst
nachgefragt habe.