XV
bald nachfolgen soll. Von einer christlichen Mytho-
logie zu reden ist nicht neu 1): der Name Wird
aber gewöhnlich in einem etwas anderen Sinne ge-
nommen, dem entsprechend, Wie in unseren Tagen
der Versuch gemacht ist, die ganze evangelische
Geschichte in Mythen umzusetzen. S0 hat sich in
der That an das ächte Evangelium schon im cl1rist-
lichen Alterthum eine mythenbildende Thätigkeit an-
geschlossen, indem namentlich im Leben Jesu die
Epoche zwischen Todund Auferstehung dramatisch
ausgeschmückt wurde, Worauf im Lauf der Zeiten
zahllose Fabeln (von denen freilich die Wenigsten
das ideale Gepräge des Mythus haben) zu Gunsten
der Heiligen erdichtet sind. In diesem Sinn haben
Tzschirner, Augusti, Hagenbach, Baoul-Rochette
jenen Namen gebraucht 1); auch ist von einem
verehrten Meister kirchengeschichtlicher Forschung
die Herausgabe einer solchen Mythologia christiana
(1832) verheissenal. Das gilt also den einhei-
mischen Mythen; ich habe es aber mit den aus-
1) Tzschirner De claris eccles. vet. orator. Comment. VI. p. 6.
sagt von der Rede des Eusebius von Alexandrien (s. unten
S. 403.): versatur haec homilia in mythologia christialma. Vergl.
Augusti Euseb. ElllßS. quae supers. p. 109 sq. 121. und da-
gegen Thilo Ueber die Schriften des Euseb. v. Alex. und des
Eusebius v. Emisa S. 80 s. auch S. 80 Hagen-
bach Encyclop. u. Method. der theol. Wiss. S. 74. 1. Aufl.
S. 248. Anm. Raoul-Bochette Discours sur les types imi-
tatifsv qui const. Part du Christianisme, 1834. p. 62.
2) Thilo Cod. apocr. N. T. V01. I. p. CXVII.