Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

122 
Gemäss dieser Vorstellung sieht man den Orpheus 
in zwei Wandgemälden im Cömeterium des Callistus 1). 
In beiden erscheint er sitzend zwischen zwei Bäumen, 
mit einer phrygischen Mütze bedeckt und eine Leier spie- 
lend, welche das einemal fünf, das anderemal vier Saiten 
hat; zahme und wilde Thiere, welche sein Spiel herbei- 
gelockt hat, hören ihm aufmerksam zu: Tauben und ein 
Pfau, welche" auf denBäumen sitzen,  ferner in dem 
einen Gemälde ein Pferd, zwei Schaafe, eine Schlange, 
eine Schildkröte, ein Häschen zu den Füssen eines Löwen 
und ein Hund; in dem andern ein Rind, zwei Kameele 
und zwei Löwen. Der christliche Ursprung dieser Ge- 
mälde ist evident durch die dabei stehenden biblischen 
Geschichten: in dem letztern, welches ein Wandgemälde 
ist, sieht man oberhalb des Orpheus Maria mit dem Kinde 
und Moses, welcher Wasser aus dem Felsen schlägt,  
in dem erstern, einem Deckengemälde, sind ringsherum 
zwischen ländlichen Scenen vorgestellt: David mit der 
Schleuder, Moses, der Wasser aus dem Felsen schlägt, 
Daniel in der Löwengrube und Christus, der den Lazarus 
auferweckt. Eine sinnvolle Zusammenstellung: denn jene 
Alttestamentlichen Scenen geben Zeugniss, wie der Mensch 
in seiner Schwäche, wenn er mit göttlicher Kraft aus- 
gerüstet ist, nicht allein einer rohen menschlichen Gewalt, 
sondern selbst der Natur obsiegt, ihre Gaben ihr ab- 
nöthigt, ihre Schrecken zähmt 4 dies alles aber als Vorbild 
Christi, der in angeborener Herrlichkeit die Wunderkräfte 
in sich vereinigt, wie er selbst auch als Herr über den 
Tod dort vorgestellt ist. 
1) Das eine beißosio p.239. Aringhi T. I.p. 547. Bottari T. II. 
Tav.LXIlI. d'Aginc0 nrtPittur. Tav. VI, 3. Münter Sinnb.H.I. 
Taf. III. n. 64. Kinkel Gesch. der bildenden Künste bei den 
Christ]. Völkern. 5.42. 202. Taf. VI, a.  Das andere bei B0 sio 
p. 255. Aringhi T. I. p. 563. Bottari T. II. Tav. LXXI.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.