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einem Christen den heidnischen Bildern der Gemme hin-
zugefügt seien, entweder um denselben überhaupt
gleichsam eine christliche Weihe zu geben, wie in der-
selben Absicht von den Christen nicht selten heidnische
Denkmäler 'mit dem Kreuze bezeichnet wurden. .Oder
wahrscheinlicher, um durch das Monogramm über dem
Haupt Jupiters dasselbe zu einem Christuskopf (nicht dem
Kopf eines Apostels, wie Bottari annimmt) zu Stempeln,
neben welchem Sonne und Mond als Apollo und Diana
vorgestellt waren, wie es im Mittelalter gewöhnlich war,
über dem Bilde des Gekreuzigten Sonne und Mond in
menschlicher Gestalt erscheinen zu lassen.
Eine solche Uebertragung der Physiognomie Jupiters
auf Christus darf im früheren Mittelalter nur als Ausnahme
gelten. Man konnte sich beide nur im Gegensatz denken.
Von diesem Gegensatz giebt eine merkwürdige Ge-
schichte Zeugniss, welche zuerst von Theodorus Lector
im sechsten Jahrhundert erzählt, von Johannes Damascenus
wiederholt, auch von Cedrenus zum J. 462 n. Chr. kurz
erwähnt wird 1). Ein Maler habe das Bild Christi gemalt
in der Gestalt, in welcher die Heiden den Jupiter vor-
stellen. Dies sei geschehen, wie es geheissen habe, im
Auftrag eines Heiden , damit die, welche es sähen, glaub-
ten, dem Erlöser werde die Verehrung dargebracht, die
in der That dem Jupiter galt. Dem Künstler seien aber
beide Hände verdorrt, bis auf das Gebet des Bischofs
Gennadius von Constantinopel ihm ihr natürlicher Gebrauch
wiedergegeben wäre. Was auch an der Geschichte
wahr oder erfunden sein mag, so scheint doch daraus zu
folgen: erstens, dass der Versuch gemacht ist, Christus
Theod. Lect. Hist. 1, 15. ed. Reading p. 566. vergl. p. 588.
Joh. Damasc. De imag. Orat. III. Opp. T. I. p. 386. e. Ce-
dren. Hist. Camp. p. 348. ed. Par. T. I. p. 611. ed. Bonn.