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einen Seite ist das Bild des Jupiter, auf der andern Seite
stehen ohne Bild die hebräischen Namen Gottes. Und
zwar wird von einem auf Monotheismus gerichteten heid-
nischen Standpunkt jenem Bilde der Alttestamentliche Name,
nicht umgekehrt von einem Alttestamentlichen oder
christlichen Standpunkt diesem Namen das heidnische Bild
gegeben sein.
2. Wenn es also Berührungspunkte zwischen der
heidnischen Vorstellung des Jupiter und der christlichen
Gotteserkenntniss gab, jeder Vermischung jedoch von den
Kirchenlehrern entgegengetreten wurde; so fragt es sich
nun, wie die christliche Kunst in der Ausführung ihrer
höchsten Aufgabe zu dem Jupiterideal der heidnischen
Kunst sich verhalten hat?
Es wird zuvörderst nicht ohne Interesse sein, über
die vollendetste Darstellung des Jupiter im Alterthum zwei
Urtheile von heidnischer und christlicher Seite zu ver-
gleichen. Der Rhetor Die Chrysostomus 1) lässtden Phidias
von seiner Statue des Olympischen Zeus sagen: nicht
furchtbar, sondern als der Gott des Friedens und der
Milde erscheine er, wie er schirmend auf das friedfertige
und einträchtige Griechenland hinschaue; und so habe er
ihn geschildert huldreich und majestätisch, in tmgetrübter
Klarheit, als den Geber aller guten Gaben, den gemein-
samen Vater, Helfer und Behüter der Menschen, so weit
es dem Sterblichen vergönnt war, ihn zu denken und
das göttliche und überschwengliche Wesen im Bilde dar-
zustellen. Origenes 2) dagegen, zur Würdigung der
1) Dio Chrysost. Orat. XII. p. 215. d. ed. Emper. P. I. 12.248.
Vergl. Grüneisen Ueber das Sittliche der bildenden Kunst bei
den Griechen, in Iiigeds Zeitschr. für die hist. Theo]. III, 2.
S. 63. f.
ß) Origen. c. Cels. VIII, 17. p. 756. a.