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Hiernach gewähren diese Münzen ein zwiefaches
Interesse, da die von Trierischem Gepräge auch als die
ältesten Monumente des Christenthilms im jetzigen Deutsch-
land erscheinen 1).
Im Sinne der Christen aber (die den religiösen Syn-
krelismus Constantin's nicht theilten) wird der Sonnengott,
der neben dem Kreuz erscheint, lediglich als Typus Christi
zu deuten sein, obwohl darnach der Typus noch nicht
als von der christlichen Kunst rccipirt angesehen werden
darf. Die Figur selbst gehört der heidnischen Zeit an:
wenn man sie sich auf der Münze noch gefallen lassen
musste, so mochte man ihr eine christliche Deutung geben.
3. Es fragt sich aber, 0b die christliche Kunst nicht
anderweit dem Gedanken von dem Apollo als Typus Christi
Folge gegeben und die Gesichtszüge des ersteren in den
Bildern Christi wiedergegeben hat.
S0 kann es scheinen, wenn man den Charakter der
ältesten Christusbilder in's Auge fasst, im Unterschied
von den späteren. In jenen nehmlieh, wie sie zumal in
Sarkophagreliefs erhalten sind, erscheint Christus in ju-
gendlicher Gestalt, ohne Bart, in idealer Auffassung;
während er später mit länglichem Gesicht und gespal-
tenem Bart gebildet wird, nach einem Typus, der
besonders in den Mosaiken zur Anwendung gekommen
und feststehend geworden ist. Nun meint man, der ältere
Typus sei unter heidnischem Einfluss entstanden. So sagt
Münter 2) von den älteren Christusbildern: die Künstler
hätten auf Reliefs und Gemälden gewöhnlich die Hold-
seligkeit der blühenden Jugend auszudrücken gestrebt,
wobei sie vielleicht den jugendlichen Apollo, mit dem
Bett-
auch
1) Dafür erklärt sie Münter Sinnb.
berg Kirchengesch. Deutschlands
2) Münter Sinnb. H. II. S. 7.