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Anhänger, ja Repräsentant des Sonnencultus geworden,
wie er in seiner Rede auf den König Helios erklärt 1):
„ich halte, wenn anders man den Weisen folgen darf,
diesen für den gemeinsamen Vater aller Menschen; denn
mit Recht wird (von Aristoteles) gesagt: der Mensch
erzeugt den Menschen und die Sonne."
Andererseits nahmen auch die Christen die Sonne für
ein Bild Christi. Denn in dem Lobgesang des Zacharias
(Luc. 1, 78.) wird Christus genannt der Aufgang aus der
Höhe. Und Maleachi (4, 2.) weissagt von der Zukunft Christi
mit den Worten: es werde denen, die den Namen Gottes
fürchten, aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit, ein
Name Christi, der in der alten Kirche besonders beliebt
und gefeiert war. Ueberdies ist diese Symbolik auch im
christlichen Cultus ausgeprägt worden. Denn die Feier
des Geburtstages Christi war auf den (nach dem julianischen
Kalender) kürzesten Tag gelegt, von welchem an die Sonne
wieder Kraft gewinnt, den dies natalis invicti Solis. Und
das wöchentliche Fest der Auferstehung traf auf den Tag,
der von der Sonne seinen Namen hat.
2. Diese Stellung der Religionen kommt in Erwägung
bei einigen Denkmälern, welche beiderseitige Vorstellungen
enthalten. Es sind mehrere Constantinische Erzmünzen,
welche die Figur des Sonnengottes mit der Umschrift
SOLI INVICTO COMITI und an der rechten Seite des-
selben im Münzfelde ein deutlich ausgeprägtes Kreuz
enthalten. Die Buchstaben der Exergue PT oder ST oder
TT (Prima, Secunda, Tertia Trevirensis) lassen schliessexi,
dass sie in Trier geschlagen sind. Diese Münzen finden
sich in den Museen zu Wien und Kopenhagen 2); vier
1) Julian. imp. Orat. IV. in Solem. p. 131. b. c. ed. Spanh.
2) Eckhel Cat. Mus. _Caes. II. p. 477. n. 206. mit dem Buch-
staben PT. Ramus Cat. nunnn. Mus. Reg. Dan. PJI. V01. II.
p. 244. n. 232. 233. mit den Buchstaben PT und TT.