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theils auf mythologischem Wege, indem man aus sämmt-
liehen Göttern oder vielmehr ihren Attributen Eine Gottheit
zusammensetzte, wovon die signa Panthea Zeugniss geben.
Doch wandte sich in beiden Fällen die Verehrung vor-
zugsweise dem Sonnengotte zu, indem die Sonne als das
strahleudste und wohlthätigste Gestirn, die Quelle des
Lichts und der Wärme, entweder für das Wesen oder
die Erscheinungsform oder das Sinnbild der Gottheit ge-
nommen wurde. So gab es Abstufungen in diesem Cultus,
indem er entweder mehr als Naturdienst oder mehr geistig
gefasst wurde, und auch innerhalb der geistigen Sphäre
entweder mehr nach der pantheistischen oder nach der
monotheistischen Seite sich neigte. Im Sinne der älteren
Naturphilosophie hatte schon Sophocles 1) den Helios den
Vater aller Dinge genannt. Späterhin hat die Vermischung
asiatischer und ägyptischer Culte mit der griechisch-
römischen Religion diese Idee zu allgemeinerer Aner-
kennung gebracht. Von Aegypten her kam der Dienst
des Serapis, der mit dem Zeus und dem Helios identificirt
wurde, ein Cultus, von dessen Verbreitung die vielen In-
schriften zeugen, welche dem Zeus Helios dem grossen
Serapis geweiht sind. Aus Asien kam der Mithrascultus
als eigentlicher Sonnendienst. Eben dieser Dienst hatte
in dem Cultus der Cybele seine Stelle, denn Attis ward
neben der Rhea, der Mutter aller Dinge, als Sonnengott
verehrt, wie eine Inschrift vom J. 370 n. Chr. auf einem
Altar der Cybele und des Attis zu Rom i) ihn den höchsten
Gott und allwissend (weil er allsehend ist) nennt, der
zu allen Zeiten alles würdiger und lauterer hervorbringt.
So ist auch Kaiser Julian der Abtrünnige ein eifriger
Sophocl. fr. 91.
Gruter. Thesaur.
p. 831.
Brunck.
p. 28, 1.
J a c u b s Anthol.
Pal.
APP-
239.