92
Gottfried von Bouillon, deren Statuen vom Jahr c. 1360
man am „schönen Brunnena zu Nürnberg sieht (s. unten
S. 41, Auf dem Gebiet der Wissenschaft und Kunst
sind zusammengestellt die heidnischen Weisen und Dichter
Secundus, Quintilianus, Seneca, Ptolomäus, Terentius,
Cicero und Pythagoras, als Vorstufe zunächst für Pro-
pheten und Heilige des Alten Bundes, worauf in höherer
Ordnung Apostel und Heilige der Kirche folgen, an
den Chorstühlen im Münster zu Ulm vom XJ. 1474 (s. unten
5. 43, Und auf einem Gemälde aus derselben Zeit
ist in der Mitte der h. Thomas von Aquino, der grösste
Theolog des Mittelalters, vorgestellt, zu seinen Seiten
Plato und Aristoteles, ein Hauptwerk des Benozzo
Gozzoli, Schülers des Fiesole, ehemals im Dom zu Pisa,
jetzt im Louvre. S0 stellt auch das im funfzehnten Jahr-
hunderte so verbreitete Speculum humanae salvationis für
Ereignisse der evangelischen Geschichte Vorbilder nicht
allein aus dem Alten Testament, sondern auch Analogieen
aus der Profangeschichte vor Augen. Auf diesem Wege
kam man aber noch einen Schritt weiter, nehmlich aus
der Mythologie Analogieen aufzunehmen.
Schon im christlichen Alterthum hatte man eine solche
Methode in apologetischem Interesse angewendet, zwar
nicht in der Kunst, aber in der Literatur. Man hielt den
Heiden ihren Aberglauben an die Fabeln der Götterlehre
vor, in Gegensatz mit ihrem Unglauben in Beziehung auf
die Geschichten und Verheissungen der h. Schrift,
wobei man entweder die Mirakel des Heidenthums aus-
drücklich verwarf, oder sie stehen liess, indem man sie
als Instanz brauchte, dem Glauben an die heilige Ge-
schichte sein Recht zu vindiciren. So wird in den
Apostolischen Constitutionen1) aus der Sage vom Phönix
Constit.
apost.
Patr.
apost.
310 sq.