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Zeiten des Christenthums zurückgegeben. S0 evident
indess ist die Sache keineswegs, dass mit einem Wort
darüber abzusprechen wäre, da ja auch auf heidnischen
Sarkophagen der Hirte mit dem Schaaf auf den Schultern
vorkommt, wogegen die beiden Löwenköpfe auf einem
christlichen Sarkophag sehr befremdlich sind, wenn auch
manches Gute und Christliche sich darüber sagen lässt.
Es findet sich indessen eine ganz ähnliche Vorstellung
zwar nicht unmittelbar auf einem christlichen Sarkophage,
aber doch aus einer christlichen Werkstätte. Auf dem
Grabmal des Eutropos nehmlich aus dem Cömeterium der
Helena 1) ist "derselbe in seinem Geschäft als Bildhauer
vorgestellt, wie er an einen Sarkophag die letzte Hand
legt: dieser Sarkophag aber ist auf beiden Seiten mit
Löwenköpfen verziert. S0 mag denn auch der Sarko-
phag im Louvre christlichen Ursprungs sein, besonders
da das Bild des guten" Hirten daselbst eine so hervor-
ragende Stelle einnimmt.
Was aber das Bild des guten Hirten überhaupt be-
trifft, wenn es auch einer Kunstvorst-ellung des Alterthums
nachgeahmt ist; so zeigtsich darin zwar die Abhängigkeit
der christlichen Kunst von der antiken, jedoch nicht
von einem mythologischen Txpus, sofern an den Mercurius
xglorfdgog oder den Aristäos dabei nicht gedacht ist.
1) Abgebildet bei Fabretti Inscript. p. 587. n. CII. Noch
eimnal kommen Löwenküpfe vor als Verzierung der Arche Noah,
welche die Form eines runden Gefässes hat, in einem Wand-
gemälde des Cünleterium der Priscilla, Bottari T. III. Tav.
CLXXII. iig. 5. düägincourt; Pitture XII, 7. Auch Löwen
sind auf altchristlichen Grabdenkmiilern kaum nachzuweisen.
Es sind deren allerdings vorgestellt auf dem Deckel des Sarko-
phags der Helena im Pio-Clement. Museum, B o t t a ri Tav. CXCVL,
so wie ein Löwe, der einen Hirsch zerreisst, zweimal auf dem
Sarkophag der Aur. Agapetilla (s. unten S. 28, beide
Sarkophage aber sind auch ganz in antiker Weise gearbeitet.