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namentlich in der Anordnung, dass an dem andern
Ende eine betende Figur (Pietas) erscheint 1). Anderer-
seits fragt es sich, 0b nicht auch in heidnischen Kunst-
werken das Bild in die Mitte gestellt sein mag?
Dies kommt in Erwägung bei zwei merkwürdigen
Sarkophagen, deren Ursprung, 0b sie heidnisch oder
christlich sind, streitig geworden ist: beide haben in
der Mitte das Bild des Hirten mit dem Schaaf auf den
Schultern. Sie werden ihrer ausgezeichneten Arbeit wegen
nicht später, als in das zweite christliche Jahrhundert
gesetzt. Auf dem einen, der in dem Cömeterium des
Urbanus gefunden ist und jetzt im Garten des Palastes
Sarkophage. Der eine enthält das Bild des guten Hirten an
beiden Enden, bei Bottari T. II. Tav. LXXXVII, 2; ein
anderer an dem einen Ende (das andere Ende ist abgebrochen),
ebendas. T. I. Tav. XXXII, 1.; aber beide haben sonst kein
Zeichen christlichen Ursprungs. Geradezu zweifelhaft erscheint
mir dieser Ursprung bei einem dritten Sarkophag aus dem Va-
ticanischen Cümeterium b. Bottari T. I. Tav. XXXVIII, 2.,
der vorne in der Mitte die Inschrift hat: Saturninus l et Musa
filio l dulcissimo fecerunt; links steht eine Frau zwischen zwei
Bäumen, auf und unter denen Tauben sitzen; rechts ebenfalls
zwischen zwei Bäumen, unter denen Schaafe stehen, steht ein
Hirte mit einem Schaaf auf den Schultern. Nicht wegen der
Eigennamen und des Prädikats dulcissimo (wie Raoul-Bochette
will) ziehe ich den christlichen Ursprung des Sarkophags in
Zweifel, das Prädikat kommt häufig in christlichen Inschriften
vor; sondern wegen der Stellung des Hirten und des dazu ge-
wählten Seitenstücks, so dass beide Darstellungen nur eine
idyllische Scene zu enthalten scheinen.
I) Dies ist der Fall in einem entschieden christlichen Sarkophag-
relief im Belvedere, s. Beschreib. Roms II, 2. S. 32. n. 29. und
an einem andern Sarkophag, den zwar Fea für heidnisch ge-
nommen hat, der aber wahrscheinlich christlich ist, ebendas.
S. 34. n. 98. Ebenso auf zwei Grabsteinen, die in der Mitte
eine Inschrift haben, bei Boldetti Osservaz. p. 369. 377.
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