Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Inschrift, für den Sündenfall zu nehmen: denn Hercules 
ist gar nicht zu verkennen an der Keule und dem Fell; 
nicht zu gedenken, dass nicht Eva unter dem Baum schlaft, 
während Adam den Apfel pflückt, sondern „sie gab ihrem 
Mann von der Frucht und er ass" (Genes. 3,  
Noch irriger ist die Meinung' 1), dass in jener Fabel 
geradezu die Geschichte von Adam und Eva enthalten 
sei. Es hängt dies zusammen mit einer schon von den 
Kirehenvätern in apologetischem Interesse geltend ge- 
machten, von Huetius wieder aufgenommenen Ansicht 
von der Mythologie, dass viele Vorstellungen derselben, 
so wie der heidnischen Philosophen aus dem Alten Testa- 
ment entlehnt seien." Diese ganze Ansicht ist verschollen. 
Was aber insbesondere jene That des Hercules betrifft, 
so ist in dem eigentlichen Gehalt derselben gar keine 
Aehnlichkeit mit der Geschichte Adams. Es findet viel- 
mehr der Gegensatz statt: erstens, dass von der Schlange 
die Eva zu dem Genusse der verbotenen Frucht einge- 
laden wird, der Drache aber dem Hercules den Raub der 
Aepfel verwehrt, so dass er [nach der einen von den 
Tragikern und Apollonius Rhodius überlieferten und be- 
sonders auf den plastischen und glyptischen Denkmälern 
römischer Zeit befolgten Gestalt der Sage 2)] erst von ihm 
getödtet werden muss. Sodann aber, was den Sinn der 
Geschichte im Ganzen betrifft, dass die Erzählung der 
Genesis eine ethische Bedeutung hat, die Fabel der 
Mythologie aber eine physische, da die Aepfel am Baum 
Hesperias den nächtlichen Natursegen und in ihrer Drei- 
zahl die dreifache Erndte glückseliger Lande bezeichnen, 
1) Von de Vita, worin schon Spanheinn (an dem oben S. 68. 
Anm. "l. angef. Ort] u. A. ihm vorangegangen sind. 
2) S. Gerhard Archemoros und die Hesperiden S. 314. 317. 
König Atlas im l-Iesperidenmythus S. 113.
	        
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