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ist der Baum mit dem Drachen, darunter liegt schlafend 1)
eine der I-Iesperiden, neben ihr über sie hinschreitend
steht Hercules mit dem Fell über die Schultern, die Keule
in der Linken, und mit der Rechten einen der Aepfel
pflückend. Oben zur Linken steht die Inschrift; 'HgaxÄfj
öwnfgt II. jloziwog Jlozvovdgtog Aziyoziarüzclzg) ävääwpcev.
Bei jenem einzelnen Motiv aber muss man auch stehen
bleiben und nicht weiter folgern, dass diese ganze Kunst-
Vorstellung bei Darstellung des Sündenfalles angeeignet
Sei, noch weniger darf man in dem Inhalt derselben,
jener Geschichte des Hercules selbst, die Erzählung von
dem Sündenfall wiederfinden wollen. Zwar meint de Vita 2)
von dem Relief zu Benevent, wenn man die Inschrift
Wegnehme, so komme aus allem dort Dargestellten jedem
Sogleich die Uebertretung des Adam und der Eva in den
Sinn. Er vermuthet demnach, es sei das ursprünglich
ein christliches Werk, ein Bild des Sündenfalls, welches
nachher von P. Junius Januarius, indem er ihm eine andere
Deutung gab, zu einer Widmung an den Hercules benutzt
Werden, oder vielmehr dieser Januarius, da er die
Geschichte von Adam und Eva bei den Christen sehr ver-
breitet gefunden und sich gedacht habe, es sei keine
andere, als was der Mythus von der Entwendung der
Hesperidenäpfel durch den Hercules besage, habe demnach
für die Sache eine solche Darstellung gewählt, dass sie
leicht nach beiden Selten gedeutet werden konnte. Das
Sind aber eitle Worte, da es im Ernst niemandem ein-
fallen kann, jene Scene des Marmorreliefs, auch ohne die
I) Ebenfalls schlafend (welches als eine Besonderheit bemerkt wird)
sitzt eine der Hesperiden an dem Stamm des Baumes, auf einer
Ara mit den Zwölfkännpfen des Hercules in dem neuerrichteten
Museum des Latex-an, s. Brunn im Tüb. Kunstblatt 1844. S. 321.
z) De Vita 1. c. p. 75-77.