wollen, kann dem Vorwurf der Einseitigkeit nicht
entgehen, da die Darstellung des Charakters auf
gleiche Anerkennung Anspruch hat: im Charakter
aber liegt eine Summe von Gedanken und T haten.
So dass wir stets in den Werken der Kunst auf
Ideen hingeleitet Werden.
In beiderlei Hinsicht haben die Werke der
zeichnenden Künste eine desto umfassendere Be-
deutung, da sie nicht bloss den Geist des Künstlers
offenbaren, sondern auf die Gesammtheit zurück-
schliessen lassen. Das fehlt eben in den Werken
der Wissenschaft: aus den Schriften der Kirchen-
lehrer ersieht man die Bewegung des Dogma, wie
sie auf den Höhepunkten des christlichen Bewusst-
seins fortschreitet; wobei es leicht sein kann, dass
die unteren Schichten, der eigentliche Körper der
Kirche (den nicht Bischöfe oder Doctoren der
Theologie bilden), dass die Gemeinde unberührt
davon geblieben. In den geistigen Haushalt der
Gemeinde aber lassen vor allem die Denkmäler
blicken: nicht allein wegen des Einflusses, den sie
haben, da sie am meisten populär sind, denn sie
werden von allen gesehen; sondern auch nach
ihrer Entstehung, denn wo werden die Gedanken
der Menschen offenbar, wenn es nicht auf Gräbern
ist? Aber nicht bloss die Herstellung von Leichen-
steinen und Grabmälern ist Angelegenheit aller Ein-
zelnen: die mittelalterliche Kunst auch in ihren gröss-
ten Aufgaben, der Erbauung und Ausschmückung