Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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genommen wurden, nehmlieh dass sie dem Herrn der 
Kirche dargebraeht waren. 
In eben dem Sinn ist es zu nehmen, wenn vornehmlich 
antike Gemmen ungeachtet ihrer mythologischen Vor- 
stellungen an kirchlichem Geräth angebracht wurden. 
Namentlich hatte man Gefallen daran, Reliquienbehäilter mit 
jenen Reliquien des heidnischen Alterthums zu schmücken. 
Wobei allerdings auch der gleich anfangs (oben S. 43.) 
hervorgehobene Gesichtspunkt eintritt, den Göthe geltend 
macht, indem er von dem Werth geschnittener Steine 
äussert 1): „auch zu einer Zeit, wo es nur auf Pracht und 
Prunk angesehen war, wurden sie als Juwel betrachtet und 
so wurden sie ganz zuletzt, ohne Rücksicht auf die einge- 
grabene Darstellung, zur Verzierung der heiligen Schreiue, 
womit hochverehrte Reliquien umgeben sind, in Gesell- 
sehaft anderer Edelsteine verwendet." 
S0 ist das Lotharskreuz im Aachener Münster mit 
einem Amethyst besetzt, auf welchem die drei Grazien 
vertieft geschnitten sind 2). Ein silbernes zum Theil ver- 
goldetes Kreuz im Dein zu Cammin hat in der Mitte eine 
Kapsel zur Aufbewahrung von Reliquien, auf deren Rück- 
seite ein Cruciiix gravirt ist ; auf der Vorderseite aber 
ist eine Onyx-Cantee befestigt, welche die stehende Ge- 
stalt eines männlichen Heros enthält, das Haupt von einem 
Strahlendiadem umgeben, Brust und Leib mit einer Aegis 
bedeckt, die vorne das ltledtisenhaupt zeigt, in der Rechten 
hält er einen Seepter oder eine Lanze, in der Linken 
ein alterthüntliches Pallasbild 3). 
1) G ö th e Ueber das Verzeichn. der geschnitt. Steine im K. Museum 
zu Berlin. W. Ausg. v. 1832. Bd. 44. S. 73. 
z) Beschrieben von Lersch in d. Jahrb. des Vereins von Alter- 
thumsfreunden im Rheinlande H. IV. S. 181. Die Gennne hat 
die Inschrift: Eüxagivl; 1:2; Xdgna; Hoglpvgig. 
a) Kugler Pommersche Kunstgesch. S. 168 f.
	        
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