Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 1)

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Bau im J. 1163 angefangen hat, ist ein sogenannter 
Druidenaltar (im J. 17H) ausgegraben, der die bar- 
barischen Figuren einheimischer Götter, des gehörnten 
Cernunncs u. a. neben romanisirten Göttergestalten, wie 
Jupiter, Vulcan, enthält. 
Auch die Kirche S. Germain des Pres in Paris ist 
auf den Fundamenten eines alten Tempels der Isis von 
König Childebert I. (1- 558) gegründet. Aber auch eine 
Statue dieser Göttin war in die Kirche übergegangen,  
ursprünglich vielleicht in demselben Sinn, wie jene Götzen- 
bilder in dem Bethaus zu Bregenz. Später aber ist sie 
als eine Heilige verehrt, bis diese Statue im J. 1514 
zerstört worden ist 1). 
Durch eine ähnliche Verwechselung ist ein Werk der 
heidnischen Kunst sogar zu einem Monument der evan- 
gelischen Geschichte gestempelt, welches gegenwärtig im 
Klosterhofe des Lateran zu sehen ist, ehemals in der 
Laterankirche selbst aufgestellt war. Es sind die Hälften 
einer mitten der Länge nach gespaltenen Marmorsäule 
mit der Inschrift: et petrae scissae sunt,  zur Erinne- 
rung des Ereignisses bei der Kreuzigung Christi (Matth. 
27, 52): „und die Erde erbebte und die Felsen zer- 
rissen." Der Cardinal Basponi 2) (1656) aber giebt dazu 
die eben so kecke als wunderlicge Erklärung: das sei 
dieselbe Säule, die zur Zeit der assion, was die mehr 
als steinernen Herzen der Menschen nicht gethan, ge- 
wissermaassen vor Schmerz  zerbrochen sei. Allein 
in der Mitte der Säule sind bacchische Figuren angebracht, 
und sie stammt, der Arbeit nach zu urtheilen, aus den 
letzten Zeiten des Heidenthums 3). 
1) Lenoir Monum. de la France. Par. 1840. I. p. 
2) Rasponi De basil. et pamriarch. Lateran. p. 64. 
3) Platner Bcschr. Roms III, 1. S. 520.
	        
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