VIII
Lebens durchscheinen, wie überhaupt die Kunst
die verborgenen Tiefen des Lebens in Gefühl und
Anschauung, mehr als Wort und Schrift es vermag,
allseitig an's Licht bringt. Man wird also vorzugs-
weise die Werke der Kunst zu berücksichtigen
haben, um das cleristliche Leben zu erforschen,
indem man auf den Grund der künstlerischen Dar-
stellung eingeht. Aber auch um den Zweck der
Darstellung sich anzueignen, die Ideen der künst-
lerischen Composition: und das ist die Rücksicht,
in welcher die kirchlichen Kunstdenkmäler neben
den schriftlichen Aufzeichnungen das Gewicht histo-
rischer Dokumente haben. Man tritt gewiss der
Kunst nicht zu nahe mit einer solchen Würdigung
ihrer Werke; selbst die, Welche dieselben nur nach
ihrer Schönheit schätzen wollen I), müssen sie sich
gefallen lassen: denn die Schönheit, zumal in der
menschlichen Sphäre, aber auch in der Natur, kann
nicht geistlos sein, es sprechen sich in ihr Gefühle
und Gedanken aus. Doch selbst nach einer so
erfüllten Schönheit nur Kunstwerke schätzen zu
L
1) Wieivon Quandt in s. Beob. und Phantas. auf einer Reise
in's mittiigige Frankreich, 1846. S. 207. erklärt: "die drei
Denkmale (im Museum zu Arles), auf die von den Alterihums-
forschern ein vorzüglicher WVerth gelegt wird, hatten für mich
nur einen sehr geringen, weil ich Kunstwerke nur nach ihrer
Schönheit schätze, was allerdings die Archäologen mir als eine
überaus beschränkte Einseitigkeit zum Vorwurf machen können."
Ich dächte, die Kunstkenner und Archäologen sollten sich
nicht so leicht die Freundschaft aufkiindigen, deren hcide Theile
doch nicht entbehren können.