Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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auch wirklich der Erdkreis, eine Art Landcharte darauf zu 
sehen war. Denn so ist auch der Weltkreis dargestellt 
auf dem Mantel Kaiser Heinrichs II., den er von Herzog 
Ismael von Apulien zum Geschenk erhalten und seiner- 
seits dem Dom zu Bamberg zum Geschenk verehrte 1): 
es ist eine Himmelscharte, descriptio totius orbis, wie die 
Unterschrift lautet,  aber eine Darstellung des Welt- 
kreises, in welchem der Herr thront. Nehmlich inmitten 
der Sternbilder, zunächst umgeben von Sonne und Mond, 
erscheint auf der Rückseite Christus, so wie auf der 
Vorderseite das Lamm; ihm ist auch durch eine Inschrift 
das kostbare Gewand geweiht 2). So erhält diese Stickerei 
eine Verwandtschaft mit den gleich zu erwähnenden 
Elfenbeinschnitzwerken und Miniaturen aus derselben Zeit. 
l. Eine merkwürdige Darstellung der Geburt Christi, 
woran die Erde in Person Theil nimmt, enthält ein griechi- 
sches Gemälde auf Cedernholz, in der Sammlung des 
quod rocatnr Orbis terrarunl. Es wird also nicht gesagt, dass 
es den Erdkreis dargestellt habe (vergl. Kugler Handb. der 
Gesch. der llialerei von Burckh. Th. I. S. 170.). Als Name 
eines königlichen Gewandes kommt dies Wort auch bei du 
Gange vor, Glossar med. et inf. Latin. s. v. Orbis terrar. ed. 
I-Ienschel T. IV. p. 723., wo aber nur jene eine Stelle als Zeug- 
'niss dafür angeführt wird. 
1) Abgeb. in den Act. Sanct. Antv. in. Jul. T. III. zu p. 782 sqq. 
beschrieben von v. Murr Merkw. der Fürstbisch. Residenzstadt 
Bamberg S. 102 ff. 
2) Die Unterschrift unter dem Bilde Christi lautet: .S'upern(a)e 
usi(a)e sit grutum hoc Caesaris donum. Keineswegs ver- 
gleicht sich darin Kaiser Heinrich mit König Usia, wie v. Murr 
a. a. O. S. 112. erklärt; sondern usia (oüaiör) heieichnet hier 
das göttliche Wesen,  wie die irdischen Geschöpfe in der 
Unterschrift der goldenen Altartafel desselben Kaisers ehe- 
mals im Münster zu Basel: prospice terrigenas clemens- mediator 
usias, vergl. Didron Annal. archeol. T. III. p. 359.
	        
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