Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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Karls des Grossen 1) vom J. 811 wird ein schwerer silber- 
ner Tisch von vorzüglicher Schönheit erwähnt, der aus 
drei Kreisen zusammengesetzt ein Bild der ganzen Welt 
(totius mundi descriptionem) enthielt: das scheint also 
eine Charte zu bedeuten,  aber nicht bloss eine Land-, 
sondern auch eine Himmelscharte, sofern nach einer etwas 
jüngern Nachricht (von Prudentius Bischof von Troyes 
1- 861) 2) diese Tafel auch die Gestirne und den Lauf 
der Planeten zeigte; sie wurde im Palast zu Aachen 
aufbewahrt bis im J. 842 Lothar auf der Flucht vor 
seinen Brüdern sie raubte, zerschneiden liess und die Stücke 
unter seine Anhänger verthcilte. Sodann enthält eine 
florentiner Handschrift. des Cosmas Indicopleustes 3) aus 
dem 10. Jahrhundert (ohne Zweifel nach dem Vorgang 
älterer Exemplare)" eine Ansicht der Erde, welche ein 
längliches Viereck bildet, ringsum in vier Streifen vom 
Ocean umilossen;  jedoch erscheint in der Mitte jedes 
dieser vier Streifen in einem Rund eine nackte Halbfigur, 
in ein Horn blasend. Es ist ferner von einem Gewande die 
Rede, welches die Adelheid, Gemahlin Hugo CapeVs (sie 
starb um 1004), für St. Denis gestickt habe, unter dem 
Namen Orbis terrarum 4). Es ist aber wahrscheinlich, dass 
1) Eginhard Vit. Carol. M. c. 33. 
9) Verf. der Annal. Bertinens. a. 842. Pertz Monum. T. I. p. 438: 
disco, in quo et orhis totius descriptio et astrorum consideratio 
et varius planetarum discursus, divisis ab invicem spatiis, signis 
eminentioribus sculpta radiabant. Vcrgl. Fiorillo Gesch. der 
zeichnenden Künste in Deutsch]. Bd. I. S. 36. Luden Gesch. 
des teutschen Volkes Bd. V. S. 433. 635. Anm. 21., der diese 
nähere Angabe für eine blosse Ausschmückung zu nehmen scheint. 
5) Bibl. Medic. Laurent. Plut. IX. Cod. 28. Abgeb. bei Montfau c. 
Coliect. nov. patr. et script. graec. T. II. zu p. 188. iig. 6. 
Vergl. Bandini Catal. cod. graec. bibl. Laurent. T. I. p. 439. 
4) Helgaldi Vita Robertiregis c. 14. bei Duchesne T. IV. p. 68. 
Bouquet T. X. p. 104. d.: cui et aliud ornamentum contexuit,
	        
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