Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

64 
welche über dem Haupt das Schleiergewand ausgebreitet 
hält. Dass aber dadurch ebenfalls die Wasser des Firma- 
ments, über denen Christus thront, bezeichnet sein soll- 
ten 1), ist eben so ein irrthümlichei- Schluss aus diesem 
bogenförmigen Gewande (wie vorhin nachgewiesen ist), 
als dass dadurch eine Flussgöttiil dargestellt sei 2). Wahr- 
scheinlich ist es die Erde 3). 
Mit dem bogenförmig wallenden Schleier umgeben 
ist die Tellus auch vorgestellt auf dem Panzer einer 
Kaiserstatue in Rom 4),  erkennbar an dem Füllhorn 
in ihrer Rechten und den Früchten in ihrem Schooss: 
diese Figur mit der eben so überschleierten Amphitrite 
neben ihr, über ihnen zwei Victorien, auf der Rüstung 
eines Kaisers, scheinen auf seine über Land und Meer 
verbreitete Herrschaft zu deuten. Deutlich erhellt der 
Gedanke auf einem andern Kaiserharnisch in Rom 5), auf 
welchem oberhalb der Figuren des Oceanus und der Tellus 
die Boma erscheint, also als Weltbeherrscherin, über den 
Erdkreis triumphirend.  Aber in die religiöse Sphäre 
erhoben, obwohl nicht ohne politische Anspielung, ist 
dieselbe Gruppe in der schönen Vorstellung, welche Münzen 
zu Ehren des Antoninus Pius und des Alexander Severus 
zeigen ö]. Jupiter im Mittelpunkt des Weltalls thronend: 
1) Bottari Scult. e pitt. sagre T. 1. p. 131. 
2) Wie Bellermann an dem oben (S. 47.) a. O. auch hier 
annimmt. 
3) Wie auch Didron a. a. 0. und Sclinaase Gesch. der bilden- 
den Künste Bd. III. S. 75. die Figur erklärt. 
4) In der Villa Albani, abgeh. bei Zoega Bassiril. Tav. 111. 
vergl. Platner Beschreib. Roms III, 2. S. 559. und von einem 
andern Panzer ebendas. S. 535. 
5) Im Garten des Palastes Colonna, abgeb. bei Braun Ant. Marmor- 
werke Dec. II. Taf. X. S. 29. vergl. Platner Beschreib. Roms 
III, 3. S. 176. 
Ü) Münze der Nieäer auf Antoninus Pius: in der Vatic. BibL, Ve- 
nutus Antiq. Numism. ex mus. Alhan. in Vat. Bibl. Lransl.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.