Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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nacktem Oberleib: sie hat ein Füllhorn im Arm, einen 
Kranz, wie es scheint, von Weinlaub um das Haupt, um- 
her spriessen Aehren. Vor ihr erscheinen drei nackte 
Knaben, einer gellügelt, welche dem Kaiser Blumen und 
Früchte empor halten,  zwei andere, in gleicher Be- 
schäftigung, beide getlügelt, erblickt man in den Ecken 
des Giebelfeldes: die Fünfzahl dieser Genien lässt an die 
fünf Jahre denken, deren glücklicher Ablauf in der Be- 
gierungsdauer jedesmal, und eben damals zum dritten- 
mal unter dem Theodosius, gefeiert wurde. S0 ist hier 
also die Figur der Erde mit ihren Kindern ein Bild des 
Erdkreises, der dem Kaiser unterwürfig, die Wiederkehr 
der Quinquennalien begrüsst und festlich seine Gaben 
ihm darbringt. 
Aber auch zur Verherrlichung Christi ist diese Vor- 
stellung angewendet auf einem Sarkophag aus dem Vati- 
canischen Cömeterium 1), der bis zu Bottarfs Zeit im Hof 
der Kirche S. Agnese di Piazza Navona aufgestellt war. 
In der Mitte der Vorderseite zwischen Aposteln erscheint 
Christus mit einer Rolle in der Linken, sitzend: zum 
Schemel dient ihm ein bogenförmiges Gewand, welches 
eine mit halbem Leibe aus dem Boden hervorragende 
Figur über ihrem Haupte sich wölben lässt. Es ist ganz 
dieselbe Gruppe, wie auf dem Sarkophag des Junius Bassus: 
Christus über dem Cölus thronend,  nur mit dem Unter- 
schied, dass es eine weibliche Halbfigur ist, unbekleidet, 
Ich stimme dem letztem bei: denn die Attribute derselben wie 
die Analogie anderer Vorstellungen lassen hier die Tellus nicht 
verkennen; während die Felicitas sonst in der Regel stehend, 
mit Füllhorn und Caduceus (auch mit Füllhorn und Speer oder 
mit Speer und Caduceus) in den Händen gebildet wird. 
1) Abgebild. bei Bosio p. 85. Aringhi T. I. p. 317. Bottapi 
T. l. Tav. XXXIII. dühgincourt Scult. Tav. V, 2. Jene 
einzelne Gruppe giebt auch Didron Iconogr. chret. p. 54. und 
Annal. archeol. T. I. p. 15.
	        
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