63
nacktem Oberleib: sie hat ein Füllhorn im Arm, einen
Kranz, wie es scheint, von Weinlaub um das Haupt, um-
her spriessen Aehren. Vor ihr erscheinen drei nackte
Knaben, einer gellügelt, welche dem Kaiser Blumen und
Früchte empor halten, zwei andere, in gleicher Be-
schäftigung, beide getlügelt, erblickt man in den Ecken
des Giebelfeldes: die Fünfzahl dieser Genien lässt an die
fünf Jahre denken, deren glücklicher Ablauf in der Be-
gierungsdauer jedesmal, und eben damals zum dritten-
mal unter dem Theodosius, gefeiert wurde. S0 ist hier
also die Figur der Erde mit ihren Kindern ein Bild des
Erdkreises, der dem Kaiser unterwürfig, die Wiederkehr
der Quinquennalien begrüsst und festlich seine Gaben
ihm darbringt.
Aber auch zur Verherrlichung Christi ist diese Vor-
stellung angewendet auf einem Sarkophag aus dem Vati-
canischen Cömeterium 1), der bis zu Bottarfs Zeit im Hof
der Kirche S. Agnese di Piazza Navona aufgestellt war.
In der Mitte der Vorderseite zwischen Aposteln erscheint
Christus mit einer Rolle in der Linken, sitzend: zum
Schemel dient ihm ein bogenförmiges Gewand, welches
eine mit halbem Leibe aus dem Boden hervorragende
Figur über ihrem Haupte sich wölben lässt. Es ist ganz
dieselbe Gruppe, wie auf dem Sarkophag des Junius Bassus:
Christus über dem Cölus thronend, nur mit dem Unter-
schied, dass es eine weibliche Halbfigur ist, unbekleidet,
Ich stimme dem letztem bei: denn die Attribute derselben wie
die Analogie anderer Vorstellungen lassen hier die Tellus nicht
verkennen; während die Felicitas sonst in der Regel stehend,
mit Füllhorn und Caduceus (auch mit Füllhorn und Speer oder
mit Speer und Caduceus) in den Händen gebildet wird.
1) Abgebild. bei Bosio p. 85. Aringhi T. I. p. 317. Bottapi
T. l. Tav. XXXIII. dühgincourt Scult. Tav. V, 2. Jene
einzelne Gruppe giebt auch Didron Iconogr. chret. p. 54. und
Annal. archeol. T. I. p. 15.