52
dem Besuch des Mars bei der Rhea Sylvia, wo Cölus,
gleichwie in dem vorgenannten Belief, aus dem Meere
mit halbem Leibe hervorragt, aber die Erdgöltin neben
sich hat. Wogegen er in luftiger Region, erhaben über
dem personificirten Meer und Land, jedoch auch nur mit
halbem Leibe sichtbar vorgestellt ist, wie er dem Jupiter
zum Schemel dient, auf einem Sarkophag mit dem Ur-
theil des Paris in der Villa Medici 1).
Ganz übereinstimmend, nur in der Composition ein-
facher, ohne die Zuthat von Erde und Meer, ist die
Figur und Anordnung des Cölus auf dem in Rede stehen-
den christlichen Sarkophag. Wenn aber Christus hier über
dem Cölus, das heisst über der Himmelsvesto, thronend
vorgestellt wird, wie es von Jehova heisst, dass im Himmel
sein Thron ist (Ps. H, 4. 103, 19); so bezeichnet dies
sowohl seine Abkunft, dass er vom Himmel gekommen
(Job. 6, 32 ff), und seine Erhöhung, dass er gen Himmel
aufgefahren ist, als auch seine Macht, dass ihm alle Ge-
walt gegeben ist im Himmel und auf Erden (Matth. 28, 18).
Die Erde.
1. Bestimmter ausgeprägt ist die Persönlichkeit der
Erde bei den Alten. Schon bei Homer wird sie als Göttin
anerkannt, der Opfer und Gebete geweiht werden 2).
Seit Hesiod ist sie die grosse Mutter, von welcher die
Götter und lllenschen entsprossen sind 3). Deutlich spricht
dies Pindar aus 4):
1) O. Jahn a. a. O. S. 55 lf. 63. Taf. IV, 1.
2) Nägelsbach Homer. Theolog. S. 75.
3) Hesiod. Op. et D. v. 108: a7; ziyzifisv ysyriaat {isni äuqroi
1' (äufigwnot, wenn auch der Vers dort nicht an der rechten
Stelle steht. Vergl. Schömann Des Aeschyl. Gefess. Prome-
theus S. 111 f."
4) Pindar. Nein. VI, 1. 2. Uebers. von Mommsen S. 142. So
nimmt auch Schömann die Stelle a. u. O. S. 39. 266. (347).