Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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die höchste weltbildende Potenz; jedoch nur in der Ord- 
nung des kosmogonischen Systems: sonst tritt er gegen 
die jüngern Göttergeschlechter zurück. Einen Cultus hat 
er nicht erlangt,  ausser in spätester Zeit bei einer 
Secte jüdischen Ursprungs, den sogenannten Himmels- 
verehrern (Coelicolae), die zuerst in einem Gesetz des 
Honorius vom J. 408 vorkommen und namentlich in Alrica 
verbreitet waren l). Eine Spur derselben findet sich 
vielleicht i) in einer Inschrift aus Afriea zu Florenz, 
welche dem Coelus aeternus Dank opfert 3); doch hat 
eine andere Inschrift im Capitolinischen Museum, welche 
gleichfalls dem Coelus aeternus nebst der Terra mater 
geweiht ist 4), ein ganz heidnisches Gepräge. 
So ist auch in der Kunst des Alterthums jener welt- 
bildende Himmelsgott nicht zur Darstellung gekommen; 
 wohl aber die Personification des Himmels nach seiner 
räumlichen Bedeutung, vornehmlich das Himmelsgewölbe 
als Sonnenbahn und Wohnsitz der Götter. Aber der 
Character dieses Uranus oder Cölus ist künstlerisch nur 
wenig ausgebildet, wie auch die Darstellung nicht allzu 
hänlig ist. Man hat sie unlängst sogar gänzlich in Ab- 
rede gestellt e).  Unter diesen Umständen gewinnt ein 
I) Das letztere erhellt aus Augustin. Epist. XLIV. (a1. 163.) 
c. 6. S. 13. Opp. T II. p. S0 f. Vergl. überhaupt Schröckh 
Kirchengesch. Th. VII. S. 415. Neander Kirchengesch. 2.111111. 
Bd. IV. S. 1313. Anm. 1. 
2) Wie Orelli vermuthet, Inscr. lat. zu n. 1503. T. I. p. 298. 
3) Bei Fabretti Inscr. p. 690, 113. Marini Frat. Arv. p. 23. 
Morcelli De stilo inscript. lat. Lib. I. Opp. epigr. I. p. 16. 
Orelli Inscr. lat. n. 1502. 
4) S0 wie dem Mercurius Menestrator; bei Spon Misc. p. 91, 14. 
Fleetw. Syllog. p. 3, 3. Fabreni Inscr. p. 690, 114. 
Murator. Thes. p. 107, 9. Guasco Mus. Capit. n. 2. T. I. 
p. 6. Orelli Inscr. lat. n. 1503. 
5) K. Fr. Hermann Nocturnus in Gerl1ard's Archäol. Zeit. Jun. 
1847. N0. 6. S. 95 f. Dagegen s. O. Jahn Ueber einige
	        
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