45
die höchste weltbildende Potenz; jedoch nur in der Ord-
nung des kosmogonischen Systems: sonst tritt er gegen
die jüngern Göttergeschlechter zurück. Einen Cultus hat
er nicht erlangt, ausser in spätester Zeit bei einer
Secte jüdischen Ursprungs, den sogenannten Himmels-
verehrern (Coelicolae), die zuerst in einem Gesetz des
Honorius vom J. 408 vorkommen und namentlich in Alrica
verbreitet waren l). Eine Spur derselben findet sich
vielleicht i) in einer Inschrift aus Afriea zu Florenz,
welche dem Coelus aeternus Dank opfert 3); doch hat
eine andere Inschrift im Capitolinischen Museum, welche
gleichfalls dem Coelus aeternus nebst der Terra mater
geweiht ist 4), ein ganz heidnisches Gepräge.
So ist auch in der Kunst des Alterthums jener welt-
bildende Himmelsgott nicht zur Darstellung gekommen;
wohl aber die Personification des Himmels nach seiner
räumlichen Bedeutung, vornehmlich das Himmelsgewölbe
als Sonnenbahn und Wohnsitz der Götter. Aber der
Character dieses Uranus oder Cölus ist künstlerisch nur
wenig ausgebildet, wie auch die Darstellung nicht allzu
hänlig ist. Man hat sie unlängst sogar gänzlich in Ab-
rede gestellt e). Unter diesen Umständen gewinnt ein
I) Das letztere erhellt aus Augustin. Epist. XLIV. (a1. 163.)
c. 6. S. 13. Opp. T II. p. S0 f. Vergl. überhaupt Schröckh
Kirchengesch. Th. VII. S. 415. Neander Kirchengesch. 2.111111.
Bd. IV. S. 1313. Anm. 1.
2) Wie Orelli vermuthet, Inscr. lat. zu n. 1503. T. I. p. 298.
3) Bei Fabretti Inscr. p. 690, 113. Marini Frat. Arv. p. 23.
Morcelli De stilo inscript. lat. Lib. I. Opp. epigr. I. p. 16.
Orelli Inscr. lat. n. 1502.
4) S0 wie dem Mercurius Menestrator; bei Spon Misc. p. 91, 14.
Fleetw. Syllog. p. 3, 3. Fabreni Inscr. p. 690, 114.
Murator. Thes. p. 107, 9. Guasco Mus. Capit. n. 2. T. I.
p. 6. Orelli Inscr. lat. n. 1503.
5) K. Fr. Hermann Nocturnus in Gerl1ard's Archäol. Zeit. Jun.
1847. N0. 6. S. 95 f. Dagegen s. O. Jahn Ueber einige