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S0 geht der Maler mit dem Dichter Hand in Hand, in-
deni beide auf die poetischen Laute der Natur zu horchen
und ihr noch beredteres Schweigen zu deuten haben.
Und das Resultat wird sein, dass die Naturwahrheit der
modernen Kunst zwar die dramatische Auflassung der
Alatur mittelst mythologischer Motive ausschliesst, uin
so mehr aber eine epische und lyrische Behandlung der-
selben fordert.
Das gilt natürlich zumal von der Malerei, obwohl auch
in ihr der Gegensatz keineswegs in der Strenge durch-
geführt ist, dass sie nicht namentlich die Personificationen
von Städten und insbesondere F lussgötter zugelassen
hätte, deren Darstellung" gerade seit Anfang des 16. Jahr-
hunderts sehr häufig ist. Dagegen ist die Seulptur bei
ihren beschränkteren Mitteln weit mehr veranlasst, der an-
tiken Motive sich zu bedienen, wie auch häufig bis
auf unsere Tage in Statuen, Reliefs und Medaillen ge-
sehehen ist.
Ein
theilung
nach
den
Gegenständen.
Wir wenden uns nun, nachdem wir das Wesen, den
Entwickelungsgang und die Grenzen der physisch-mytho-
logischen Vorstellungen in der christlichen Kunst fest-
zustellen versucht haben, zu der Geschichte der Vor-
stelluilgen selbst, wobei wieder, wie im ersten Theil,
die Eintheilung nach den Gegenständen zum Grunde
gelegt werden soll.
Diese Vorstellungen ordnen sich am natürlichsten
in vier Gruppen. Es sind nehmlich entweder räumliche
oder zeitliche Erscheinungen, welche durch Personen
repräsenlirt werden. Kunstvorstellungen der letztern Art
sind die personilicirteil Jahres- und T ageszeiten. Hingegen
die räumlichen Vorstellungen betreffen entweder die Welt