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gehören, dessen Vorderseite eine betende Frau mit aus-
gebreiteten Händen zeigt 1), sofern dadurch die Fröm-
migkeit, Pietas, dargestellt sein soll. Winckelmann 2) hat
diesen Stein unter die Abraxas geworfen, Tölken 3) aber
hat ihn gebührend ausgezeichnet und an die Spitze der
altchristlichen Denkmäler jener Sammlung gestellt. Er
bemerkt, dass die Gemme nicht über das vierte Jahr-
hundert herabgehen könne und hebt hervor, wie dieselbe
an der Grenze zweier Zeitalter und Religionen steht:
„man erblickt in bedeutungsvoller Zusammenfassung auf
der einen Seite der Gemme die aus dem Heidenthum über-
lieferte wohlbekannte Gestalt der Pietas, verbunden mit
der auf der andern Seite derselben als Inschrift enthalte-
nen Grundlehre des Christenthums: Gott ist Eineru. Auf
der Rückseite der Gemme nehmlieh findet sich die (von
Winckelmann nicht beachtete) Inschrift:
E I E
E
V
a3; U-sög. Ich habe jedoch Bedenken, diese Inschrift
sammt dem Stein für christlichen Ursprungs zu halten 4).
An monotheistischen Aeusserungen, und gerade in dieser
Form, fehlt es auch im Heidenthum nicht. S0 kommt das
1) Eine Abbildung desselben habe ich gegeben zu meiner Abhdl.
Ueber einige Denkmäler der K. Museen zu Berlin von religions-
gesch. Bedeutung (in Nieduefs Zeitschrift für die historische
'l'he0I. Bd. XVI. H. I.) Iig. 3.
2) Winekelmann Descript. des pierres grav. du f. B. de Stoseh.
Cl. VIII. n. 20.
3) Tölken Erkl. Verzeichniss der antiken vertieft geschn. Steine
der K. Preuss. Gemmens. S. 432. 434. vergl. 456.
4) Vergl. die eben (Anm. 1.) angei". Abhdl. S. 45. und besonders
abgedr. 1846. S. 11.