Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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walt haben musste, bevor man sie als Träger von Ideen frei 
verwenden konnte. Diesen Unterschied aber auf das Ver- 
hältniss zu den Personificationen der Natur angewandt, er- 
giebt sich, dass zwar der schärfste Gegensatz zwischen 
diesen Personificationen und jener nüchternen Nachahmung 
der Wirklichkeit besteht,  bei einer wahrhaft künstleri- 
schen Behandlung der Landschaft aber dieser Gegensatz 
zwischen der antiken, im Mittelalter fortgesetzten und der 
modernen Kunstweise einer höhern Einheit Raum lässt. 
Denn wenn die antike Darstellung der Natur nach my- 
thologischen Motiven die Bescelung derselben zur Voraus- 
Setzung hat; so fehlt doch eine seelcnvolle Auffassung der 
Natur gewiss nicht den Landschaftsgemälden der neuern 
Kunst, welche jene willkürlichen Personificationen Iver- 
schmähen. Oder wenn daselbst noch eine Staffage my- 
thischer Figuren angewendet ist; so lehrt auch ein flüch- 
tiger Vergleich, wo mehr Geist und Leben ist, in dieser 
Landschaft oder in den mythischen Gebilden, welche sie 
umschliesst. Wie sehr auch die alterthümliche Vertretung 
der Natur durch Göttergestalten dieselbe als sinnig und 
Charaktervoll erscheinen lässt; so zeigt sich doch die 
Naturwahrheit, welche die neuere Kunst erfasst hat, gerade 
darin, dass sie in den Sinn der Naturerscheinungen nach 
ihrem verschiedenen Charakter eingedrungen ist. Das 
Mittel dazu liegt auf dem Wege, den Giotto eröffnet hatte. 
Denn wie es als die Neuerung und das wesentliche Ver- 
dienst desselben bezeichnet wird 1), dass er statt der 
Darstellung von Handlungen, worauf bis dahin die Kunst 
Sich beschränkt hatte, es unternahm, auch den Gedanken 
bildlich zu erfassen und die Ereignisse des täglichen 
Lebens zur anschaulichen Bezeichnung von Begriffen 
wierwendete; so lag es auf demselben Wege, den Gc- 
Förster Beitr. 
zur neuem Kunstgesch. 
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