über denen der Sonnengott aufgeht, sieht man in einem
Gemälde des N. Berchem 1), wie die Morgensonne die
aus dem Wasser gegen hohe Felsen aufsteigenden Dünste
färbt, oder wie sie auf das grössere Wegen wälzende
Meer und die Massen der Gebäude, welche das Ufer
schmücken, wirkt, und ein frischer Morgenwixid die
Wellen kräuselt und die Bäume bewegt, in zwei Ge-
mülden des Claude Lorrain i). Statt des persönlichen
Ungewitters malte man die gewitterschwangere Luft und
das von Sturm gepeitschte Meer.
Allein innerhalb dieses künstlerischen Strebens nach
Naturwahrheit giebt es selbst noch einen Gegensatz, da
der Künstler entweder nur eine einzelne Erscheinung in
einem einzelnen Moment nachahmen oder den geistigen
Gehalt der Naturerscheinung wiedergeben will: im erstern
Fall geht der Weg von der Natur zu dem Bilde der-
selben als einem mehr mechanischen Produkt nur durch
das Auge und die Hand, im andern Falle aber vor allem
durch Geist und Gemüth des Künstlers: wie beide
Wege im Resultat auseinander-gehen, erhellt an dem Unter-
schied zwischen einem Daguerreotypbilde, welches selbst
nur durch einen Naturprocess entsteht, daher freilich an
treuer Nachahmung der Wirklichkeit unübertrefflich ist,
und einem wirklichen Kunstwerk. Obwohl auch für das
letztere eine hinlangliche Weite besteht, da der Künstler
der Summe der wirklichen Erscheinungen gegenüber ent-
weder mehr empfänglich oder mehr schöpferisch sich verhal-
ten kann. Aber der Weg zu dieser künstlerisch verklärten
Darstellung derNatur ging durch jene Nachahmung ge-
meiner Wirklichkeit hindurch, die man erst in seiner Ge-
Im Besitz des Lord Ashburton, Waagen
in England Th. U. S. 93.
ü] Beide in der brittischen Nationalgallerie,
Th. I. S. 211. 210.
Kunstw. u.
W21 a g e n
Künstler
a. a. O.