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Hand streckt sie gegen die Roma aus, als spräche sie:
Was willst du, ich werde dir Rede stehen. Die Roma,
welche ihr gegenüber steht, ist eine schöne Jungfrau,
deren Haar in zierliche Flechten gewunden ist, in der
Rechten trägt sie einen Scepter, in der Linken die Welt-
kugel und auch sie steht auf einer Klippe im Meere von
schönster Luft umgeben 1). Auch von Francesco de' Sal-
viati in den mehrerwähnten Malereien im kleinen Audienz-
Saal des Palazzo vecchio zu Florenz ist bei dem Triumph-
zug des Camillus, dessen Wagen reich gekleidete Priester
mit der Statue der Göttin Juno vorangehen, in der Ferne,
wo der Zug sich ausbreitet, eine sehr schöne "Roma zu
sehen 2). Dazu kommt die Provinz Judäa mit dem
Trajan, die nach dem vorhin erwähnten römischen Münz-
typus in einem Bilde von Giulio Clovio dargestellt ist 3).
4. Häufig aber- erscheinen die Figurenivon Städten
und Ländern in weltlichen Darstellungen, deren Stoff der
Gegenwart entlehnt ist, in Malereien wie in Sculpturen,
aus der zweiten Hälfte des löten und besonders dem
16. Jahrhundert, wobei. der Unterschied zu beachten
ist, 0b sie in Handlung verflochten oder nur einzeln ab-
gebildet sind.
In den Darstellungen der erstern Art hat, eben so
wie wir es bei antiken Compositionen gesehen haben,
die Handlung den Sinn, entweder Unterwerfung oder
Begrüssung oder Hülfe, sei es dass sie erst erbeten wird
oder schon empfangen ist, auszudrücken. Merkwürdig
ist, dass die erste Composition dieser Art aus der neuern
Zeit, als jedoch die christliche Kunst noch ein geschlos-
senes Gebiet behauptete, in der zweiten Hälfte des iöten
l) Ebendas. Th. II. Abth. 1.
2) Ebeudas. Th. V. S. 142.
B) Ebendas. Th. VI. S. 155.
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