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gestellt in einer böhmischen Handschrift des 15. Jahr-
hunderts, die (nebst einer deutschen Uebersetzung von
Dr. Wlokka aus dem J. 1821, ebenfalls handschriftlich)
in der Universitätshibliothek zu Jena sich befindet 1).
Unter dem Titel „Spiegel der ganzen Christenheit" (S. 9.)
enthält dieselbe eine Antithesis Christi et Antichristi mit
Bildern (wie solche von den Hussiten her in Gang ge-
kommen und dann im Reformationszeitalter Verbreitung
gefunden haben) in neun Abschnitten (S. deren
erster „das Leben Christi mit seinen Jüngern ganz ent-
gegengesetzt dem Leben der jetzigen Päpste und ihrer
Helfershelfer" zeigt. Dabei werden in zwei Malereien
einander gegenübergestellt der Thurmbau zu Babel mit
Nimrod, dem Teufel und dem Papst, und der Bau des
himmlischen Jerusalem mit Christus; unten in dem ersten
Bilde steht ein nacktes Weib im Wasser des Euphrat mit
der Inschrift: ego Babilon mater fornicacionzls, gegenüber
in dem andern Bilde am Bande des Baches Kidron sitzt
ein bekleidetes gekröntes Weib mit der Inschrift: ego
mater pulchre dilectionis, das ist Jerusalem, die wahre
Kirche, die durch die Symbole der Evangelisten und die
Brustbilder der vier lateinischen Kirchenlehrer näher
charakterisirt wird. Einen merkwürdigen Contrast mit
dieser Vorstellung bildet eine Medaille Julius des III. 2)
(1550-4555), auf welcher man den Papst sieht und vor
ihm die Anglia knieend, die er bei der Hand aufheht:
Zeugen oder vielmehr Genossen dieser Erhebung sind der
Cardinal Polus, den er nach England gesandt, Maria, die
1) Elect. Ms. f. 50b und 50ß; die erstere bei Mylius Memorab.
bibl. acad. Jenens. n. 54. p. 324-326. Ich habe beide Hand-
schriften im J. 1846 eingesehen.
z) Abgebild. bei Bonanni Numism. pontif. Roman. T. I. zu p.243.
n. XV. Lenormant Tresor, Med. des papes p. 11. PI. IXÄ
n. 4. Ein Exemplar in Bronze ist in der K. Samml. zu Berlin.