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das Gleichgewicht halten I); während sein etwas jüngerer
Zeitgenosse Johann Breughel (Sannntbreughel) die christ-
liche Historie dem landschaftlichen Element durchaus unter-
Ordllßli). S0 haben auch noch die grossen Meister der
Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert hin und wieder
biblische (so wie häufiger mythologische) Scenen als
Staffage aufgenommen, namentlich Claude Lorrain 3),
doch ohne dass ihre Werke solcher Vorstellungen als
Ergänzung bedurft hätten; sie haben vielmehr die Land-
schaftsmalerei von der Stufe nur gelegentlicher und ab-
hängiger Darstellung endlich zu dem Bange eines selb-
ständigen Kunstzweiges erhoben (vergl. Th. l. S. 339
4. Sehen wir von diesem Höhepunkt auf die frühere
christliche Kunst und ihre Auffassung der Natur bis zum
13. Jahrhundert zurück; so springt sofort der Gegen-
satz in die Augen, dass früher eine Repräsentation der
Naturerscheinungen, seit jener Epoche aber die Natur-
walzrlzeil selbst erstrebt wurde 4). Während nach antiker
Art durch (mythologische) Personen die wirkenden Kräfte
der Natur vorgestellt werden sollten, wurden dieselben
jetzt durch die Wirkungen zur Anschauung gebracht.
Statt der Tellus und Thalassa (der Erd- und Meergöttin),
Predigt des Johannes in der Wüste, Heilige Familie in Aegypten
und Steinigung des Stephanus: alle drei im Louvre; Waagen
a. a. O. S. 489.
z) Wie bei Adam und Eva im Paradiese und Hubertus in einer
waldigen Lauidschaft, beide in der K. Gemäldegallerie zu Berlin
n. 742. 765.
Samuel salht den David, und die h. Paulina im Begrilf in ein
Boot zu steigen, beide im Louvre; Waagen a. a. O. S. 529 f.
4) Dieser Gegensatz ist zuerst von Tölken (gegen Lessing) ent-
wickelt in der vorhin (S. 3.) angeführten Abhandlung Ueber
das verschiedene Verhältniss der antiken und modernen Malerei
zur Poesie, s. bes. S. 14. 19. 2G. und neuerdings hervorgehoben
von Waagen Kunstw. u. Künstler in Paris S. 348.