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dein wahrscheinlich die unter Kaiser Augustus veran-
staltete Reichsvermessung und die darnach von Agrippa
an den Wänden seines Porticus der öffentlichen Beschau-
ung dargebotene Weltcharte zum Grunde liegt, muss der
Zeit des Kaisers Alexander Severus angehört haben.
Hier erscheinen nun, während die übrigen Städte durch
Gebäude angedeutet sind, Rom, Constantinopel und An-
tiochien in menschlicher Gestalt mit heigeschriebenem Na-
men I), und zwar in ganzer Figur, sämmtlich thronend:
die Roma in einem Rund, gekrönt, die rechte Brust ent-
hlösst, hewehrt mit einem Schilde, mit Scepter und Kugel
in den Händen; Antiochia, ebenfalls gekrönt und mit
einem Nimbus geschmückt, hat einen Speer in der Rech-
ten und legt die Linke auf das Haupt des Flussgottes
Orontes; endlich Constantinopel ohne Krone, aber mit
zwei Büscheln C?) auf dem Haupt, hat Schild und Speer
in der Linken, und hält die leere Rechte ausgestreckt:
aber dieser Name, wie auch wohl die ganze Figur, ist
der ursprünglichen Charte fremd und kann erst seit Con-
stantin aufgenommen sein.
Hingegen ist Rom in diesen Jahrhunderten mehr-
mals selbständig vorgestellt theils nach seinem der-
zeitigen Zustand, theils in einer repräsentativen Be-
deutung sowohl als einstmaliger Sitz des Heiden-
thums (wovon alsbald bei den kirchlichen Denkmälern
die Rede sein wird) als auch als damalige Hauptstadt
des abendländisch-deutschen Kaiserthums. Das letzte viel-
leicht in einer heidelberger Handschrift des Sachsen-
Peutingeriana tabula itin. ed. v. Scheyb. Vindob. 1753. fol.
auch st. et op. Acad. liter. Reg. Monac. Lips. 1824. Segm. V.
VIII. X. Die Roma besonders ist abgebildet beiPrel ler Ueber
Rom und den Tiber, Abschn. 11., in d. Berichten über die Ver-
handl. der K. Sächs. Gesellschaft der Wiss. zu Leipzig. Philol.
Hist. GI. 1849. zu S. 38. Tal". II.