Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

636 
reren Malereien. Zuvörderst das Babel, welches dem 
Volke Gottes „den Erdboden zur Wüste machte und die 
Städte darinnen zerbrach und seine Gefangenen nicht los- 
gab"(Jes.14,  findet sich abgebildet in dem mehr- 
erwähnten Psalterium des 10. Jahrhunderts in der K. 
Bibliothek zu Stuttgart zu dem Jammerlied der gefange- 
nen Juden (Ps. 137): zwar in einem Bilde zu Anfang 
desselben 1), wo man zwei Männer an Babels Fluss sitzen 
sieht, die ihre Harfen an eine Weide gehängt haben, ist 
im Hintergrunde die Stadt nur durch Mauern und Thürme 
angedeutet mit der Inschrift babilon. Aber am Schluss, 
wo es heisst: „du verstörte Tochter Babel, wohl dem, 
der dir vergilt, wie du uns gethan hast; wohl dem, der 
deine jungen Kinder nimmt und zerschmettert sie an den 
Stein", ist sie persönlich vorgestellt 2): während nehm- 
lich zwei Männer ein nacktes Kind gefasst haben und im 
Begriff sind es gegen einen Felsen zu werfen, erscheint 
auf der andern Seite des Fclsens eine weibliche Figur, 
mit der Mauerkrone auf dem Haupt, Brust und Arme 
bloss, den Leib mit einem blauen Gewande bedeckt, die 
mit übereinander geschlagenen Armen traurig dem Ereig- 
niss zuschaut.  Dagegen ein Bild von dem Babel der 
Apocalypse (17,  enthält der Hortus deliciarum aus 
dem 12. Jahrhundert in der Bibliothek zu Strassburg 3): 
die grosse Hure, mit prächtigen Gewändern angethan 
und ein Diadem tragend mit der Inschrift Babilon magna, 
sitzt auf dem Thier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern 
und zieht über die grossen Wasser: am Ufer erscheinen 
Menschen aus allen Ständen, die mit Bewunderung das 
Weib betrachten, welches ihnen einen ungeheuren Becher 
1) Ms. bibl. in 4". n. 23. Bl. 152. rect. 
z) Ebendas. Bl. 152. vers. 
a) Didron Not. zum Manne] d'ic0nugr. 
POOL 
chrät. 
et lat. 
5x1 
257.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.