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2. Was nun in den vorhandenen Miniaturmalereien
die Figuren von Ländern und Städten betrifft; so sind
sie mehrentheils in weiblicher Gestalt gebildet und haben
ein Füllhorn in der Hand und auf dem Haupte eine Krone,
die aber nur theilsveise die Gestalt von Thürmen hat.
Die weltliche Veranlassung zu diesen Personilica-
tionen gab die Vorstellung eines Herrschers, dem die
Länder huldigend nahen oder Abgaben und Geschenke
darbieten. Solche Bilder enthalten mehrere Handschriften
sowohl von Karl dem Kahlen (843-877), als von Hein-
rich Il. (1002-1021).
Zuvörderst aber ist in der ältesten dieser Hand-
schriften ein anderes Bild altkirchlichen Inhalts zu be-
merken. Dies ist die Bibel Karls des Kahlen in der K.
Bibliothek zu Paris, die zwar vor ihm, vermuthlich unter
Ludwig dem Frommen, geschrieben, ihm aber im Jahr
850, als er zu Tours das Kloster des heiligen Martin be-
suchte, von dem Vorstand desselben Grafen Vivianus ver-
ehrt worden ist. Sie enthält den lateinischen Text der
heiligen Schrift (die Vulgata), und in einem grossen Mi-
niaturbilde die Geschichte der Entstehung und Verbreitung
dieser durch Hieronymus vollbraehten Uebersetzung t).
Diese Geschichte beginnt mit der Abreise des Hieronymus
von Rom, die im J. 385 erfolgte: er verliess Italien, um
in Bethlehem sich niederzulassen, wo er bei einem ge-
lehrten Juden Unterricht im Hebräischen nahm und später
mit den besten Hülfsmitteln den Urtext der heiligen
Schrift verdolmetschte. Demgemäss ist die erste Vor-
1) Ms. lat. n. 1. Abgebild. bei Bastard Peint. et ornem. des
nmnuscr. Mss. Franq. Livrais. supplexxx. 1 eL 2. Der Theil des
Bildes mit der Figur der Boma auch bei Westwood Palaeogr.
sacra pictor. (das Buch ist ohne Seitenzahlen). Vergl. Waagen
Kunstw. und Künstler in Paris S. 247. Kugler Handb. der
Gesch. der Malerei von Burckh. Th. l. S. 122.