Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

630 
2. Was nun in den vorhandenen Miniaturmalereien 
die Figuren von Ländern und Städten betrifft; so sind 
sie mehrentheils in weiblicher Gestalt gebildet und haben 
ein Füllhorn in der Hand und auf dem Haupte eine Krone, 
die aber nur theilsveise die Gestalt von Thürmen hat. 
Die weltliche Veranlassung zu diesen Personilica- 
tionen gab die Vorstellung eines Herrschers, dem die 
Länder huldigend nahen oder Abgaben und Geschenke 
darbieten. Solche Bilder enthalten mehrere Handschriften 
sowohl von Karl dem Kahlen (843-877), als von Hein- 
rich Il. (1002-1021). 
Zuvörderst aber ist in der ältesten dieser Hand- 
schriften ein anderes Bild altkirchlichen Inhalts zu be- 
merken. Dies ist die Bibel Karls des Kahlen in der K. 
Bibliothek zu Paris, die zwar vor ihm, vermuthlich unter 
Ludwig dem Frommen, geschrieben, ihm aber im Jahr 
850, als er zu Tours das Kloster des heiligen Martin be- 
suchte, von dem Vorstand desselben Grafen Vivianus ver- 
ehrt worden ist. Sie enthält den lateinischen Text der 
heiligen Schrift (die Vulgata), und in einem grossen Mi- 
niaturbilde die Geschichte der Entstehung und Verbreitung 
dieser durch Hieronymus vollbraehten Uebersetzung t). 
Diese Geschichte beginnt mit der Abreise des Hieronymus 
von Rom, die im J. 385 erfolgte: er verliess Italien, um 
in Bethlehem sich niederzulassen, wo er bei einem ge- 
lehrten Juden Unterricht im Hebräischen nahm und später 
mit den besten Hülfsmitteln den Urtext der heiligen 
Schrift verdolmetschte. Demgemäss ist die erste Vor- 
1) Ms. lat. n. 1. Abgebild. bei Bastard Peint. et ornem. des 
nmnuscr. Mss. Franq. Livrais. supplexxx. 1 eL 2. Der Theil des 
Bildes mit der Figur der Boma auch bei Westwood Palaeogr. 
sacra pictor. (das Buch ist ohne Seitenzahlen). Vergl. Waagen 
Kunstw. und Künstler in Paris S. 247. Kugler Handb. der 
 Gesch. der Malerei von Burckh. Th. l. S. 122.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.