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16. Jahrhunderts weiter ausgebildet werden: zu Florenz
von Leonardo da Vinci 1) und Andrea del Sarto, so wie
zu Venedig in hochpoetischer Weise von Giorgione und
Tizian 2). Durch Erweiterung der Hintergründe aber
fand man den Uebergang zu einer selbständigen Land-
schaftsmalerei. Derselbe deutet sich schon im zweiten
Viertel des 16. Jahrhunderts bei einem niederländischen
Künstler Joachim Patcnier an, in dessen Gemälde, die
Berufung des ltlattliäus, nur im Hintergrund ein Blick auf
die Landschaft sich eröffnet 3); wogegen sie in einem
andern Gemälde dieses Meisters sich weit ausbreitet und
die biblischen Scenen im Vorgrunde Maria mit dem
Kinde auf der Flucht begriffen und in den Gassen eines
fernen Dörfchen der bethleheamitische Kindermord
mehr als Staffage erscheinen lässt4). Zu einer nach-
haltigen Entscheidung und Befriedigung aber kommt diese
Richtung erst gegen das Ende des Jahrhunderts. Da
tritt Annibale Caracci mit einigen Gemälden auf, in denen
der biblische und der landschaftliche Inhalt sich ungefähr-
l) Nach seiner Composition ist im Louvre: das Christuskiml den
kleinen Johannes segncnd, wobei ein Engel und Maria, im
Hintergrund eine Höhle mit Ausblick in eine Landschaft mit.
phantastischen Felsen, s. WVaagen a. a. O. S. 426.
2) Von dem erstem ist Maria mit dem Kindc auf dem Schooss,
umher Joseph, Catharina und Sebastian, im Hintergrund eine
leuchtende Landschaft; von dem letztern das Christuskind auf
den Armen der Catharina, dabei lllaria und Joseph, mit einer
herrlichen, POOÜSOlIBH Landschaft: beide im Louvre, s. Waagen
a. a. O. S. 460. 463.
a) In der K. Gemaldegallerie zu Berlin u. 609.
4) Ebendas. n. 608; Kugler Beschreib. der Gemäldegallerie des
K. Mus. zu Berlin S. 191. Ebenso in dem Gemälde des Heri
de Bles: Hubertus in einer Landschaft (ehendas. n. 620.); wo-
gegen sic in dessen Adam und Eva im Paradiese (ehendas. n.
661.) verhältnisslnässig zurücktritt.