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Aus Rom aber meldet die Sage von einer Statuen-
gruppe mit Namen Salvatio Bomae, welche als eins der
sieben Wunder der Welt gepriesen wird. Auf dem Ka-
pitol, heisst es, waren die Statuen der von den Römern
unterworfenen Völker, deren Namen man auf ihrer Brust
las; an ihrem Halse aber hingen Glocken. Wenn nun
ein Volk gegen die Römer sich empörte, so bewegte sich
die Statue und die Glocke ertönte. Dies zu beobachten wa-
ren Priester oder Wächter Tag und Nacht bestellt, welche
alsdann dem Senat Anzeige zu machen hatten, so dass
sofort Maasregeln zur Unterdrückung des Aufstandes
ergriffen werden konnten. Diese Erzählung hat zuerst
Beda 1), dann der Anonymus von Salerno 2) um 978,
worauf sie sich weiter ausbreitet 3): namentlich haben
im 12. Jahrhundert die Mirabilia urbis Romae sie aufge-
nommen 4), so wie die Kaiserchronik 5), die letztere
mit der Abweichung, dass die Glockenbilder in's Pantheon
gesetzt werden. Und sie bleibt das Mittelalter hindurch
in allgemeiner Geltung.
l) Bedu Lib. de septeln mundi mirac. Opp. Colon. 1688. T. I.
p. 400. Opp. ed. Giles Vol. IV. p. 10. Nach ihm Vincent.
Bellov. Spec. hist. Lib. VI. c. 61., wo der Zug hinzukommt,
dass es ein Werk des Zauberers Virgil sei.
2) Chronic. Salernit. c. 133. U31.) bei Mnratori Script. rerum
Italic. T. II. P. 2. p. 272. Pertz Monum. Germ. Script. T. III.
p. 538. Vergl. Papencordt Cola di Bienzo S. 45 f.
a) Ueber die Geschichte der Sage s. besonders Massmann Kaiser-
chronik Th. III. S. 421-429.
4) Mirabil. urbis Romae cap. quare factum sit Pantheon, in Mont-
faucon Diarium Italicum p. 297. Nach einer vatic. Handschr.
herausgegeb. von Grässe Beiträge zur Literatur und Sage des
Mittelalters S. 10. Aus einer Stuttgarter Handschr. wird die.
Stelle mitgetheilt von Massmann a. a. O. S. 423.
a) Kaiserchronik Z. 215-232. herausgegeben von Massmann
Th. I. S. 19 f.