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hundert und ganz gewöhnlich in römischen Kirchen seit
dem 9. Jahrhundert. Es sind dies in Gestalt von Läm-
mern die zwölf Apostel, die zu Christus, dem Lamm
Gottes, aus den Städten Jerusalem und Bethlehem kom-
men, deren Name den" Gebäuden meist beigeschrieben
ist. Also sind hier diese Städte stets nur durch Archi-
tectur, niemals persönlich vorgestellt.
Dagegen erscheinen zahlreiche Städte in weiblicher
Gestalt in der bekannten vaticanischen Handschrift des
7. Jahrhunderts zur Geschichte des Josua. Man sieht
die Gilgal im Hintergrunde zweier Scenen, wie die Israe-
liten sich lagern und Josua ein Denkmal errichtet (Jos.
4, 19. und wie Josua von den Gibeoniten aufge-
sucht wird (Jos. 9, 6.) 1). Ferner die Jericho zweimal
im Vordergrunde, während im Hintergrund die Stadt auch
durch ihre Mauern angedeutet ist: bei dem Gesicht, wel-
ches Josua dort hat (Jos. 5, 13.) und bei Eroberung
der Stadt, wo die neben den stürzenden Mauern sitzende
Stadtgöttin der Verzweiflung sich hingiebt 2). Dann die
Ai dreimal im Hintergrunde neben den Häusern der Stadt:
zuerst wie Josua dieselbe verkundschaften lässt (Jos. 7,
sodann wie die Israeliten von dort zurückgeschlagen wer-
den (Jos. 7, 4. 5.) und wie die Stadt von ihnen durch
Hinterlist genommen wird (Jos. 8, 14-21.) 3). Endlich
die Gibeon, wo Josua Sonne und Mond still stehen heisst
(Jos. 10, im Hintergrund sind die Häuser der
Stadt sichtbar, sie aber sitzt im Vordergrund und blickt
üngstvoll auf den Kampf, der für ihre Befreiung ge-
fochten wird. Alle diese Figuren sind sitzend vorgestellt.
1) d'Agincourt Pitt. Tav. XXVIII. Iig. 5. 17.
2) Ihid. üg. 7. 8.
a) Ibid. üg. 9. 11. '14.
4) Ibid. fig. 19. In grösserem Maassstnb, nach einer Durchzeiclm-
nung des Originals, Ibid. Tav. XXX. fig. 2. Vergl. oben S. 127.
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