Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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zweig hält und mit der andern einen Lorbeerkranz ihr. dar- 
reicht;  die andere Figur erscheint als eine ältere Frau, sie 
ist vollständig bekleidet, mit Thürmen gekrönt, mit Scepter 
und Füllhorn in den Händen; auf ihrer rechten Schulter 
ruht ein geflügelter Knabe. Nach den Hauptkennzeichen, 
der entblössten Brust und dem Helm auf der einen und 
der Thurmkrone auf der anderen Seite, wird man kaum 
umhin können, jene für die Roma, diese für die Con- 
stantinopolis zu erklären,  obwohl sonst die letztere 
die Stelle zur Rechten einzunehmen pflegt 1). 
Schliesslich möge bei dieser Klasse von Denkmälern 
noch zweier Bildwerke aus derselben Zeit gedacht 
werden, die zwar nicht mehr vorhanden sind, aber so- 
wohl des Gegenstandes wegen als auch hinsichtlich des 
Materials, in welchem sie gearbeitet und als einzige Bei- 
spiele bekannt sind, ausgezeichnet zu werden verdienen. 
Das eine ist ein Mosaikbild, welches am Palast des Theo- 
derich zu Ravenna (erbaut nach 493) über dem Portal des 
Haupteinganges sich befand 2): es enthielt zu beiden 
Seiten des Königs, der zu Pferde, gepanzert, mit Schild 
und, Speer in den Händen dargestellt war, zu seiner Linken 
die Roma, behelmt, mit dem Speer in der Hand,  zu sei- 
ner Rechten die Ravenna, mit dem rechten Fuss über dem 
Meer, mit dem Linken über der Erde zu ihm eilend. 
Das andere ist ein Gewand, welches zur Bestattung der 
Leiche des Kaisers Justinian I.  565) die Sophia, Ge- 
 Gori a. a. O. will sie umgekehrt benannt wissen, mit Rück- 
sicht auf die sonstigen Attribute, namentlich die Victoria, die 
der Constantinopolis zukomme, wogegen er den Flügelknaben 
auf der Schulter der anderen Figur als Amor auf die Venus und 
die Vorgeschichte Ronfs sich beziehen lässt. 
2) Agnellus Lib. pontif. De s. Peu-o seniore XXVIlI. c. 2. bei 
Muratori Ber. Ital. Script. T. II. p. 123. Vergl. von Quast 
Die altchristl. Bauwerke von Ravenna S. 22.
	        
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