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der in dem bekannten chronographischen Sammelwerk aus
Bom vom J. 354 seine Stelle hat, welches an christlichen
Documenten den ältesten Märtyrerkalender nebst einer
Ostertafel umfasst: eine jetzt verschollene Handschrift
des 8. oder 9. Jahrhunderts, einst im Besitz von Peiresc,
enthielt diese und andere Bilder, welche einzig durch
die Copieen erhalten sind, die von sämmtlichen Miniaturen
dieser Handschrift Peiresc (um 1618) nach Rom geschickt
hatte und gegenwärtig die barherinische Bibliothek auf-
bewahrt 1). Darnach bilden jene Figuren eine Verzierung
des Blattes, welches zu Anfang des Kalenders die natales
Caesarum, voran aber das Brustbild des Constantius mit
dem Phönix auf der Hand enthält; sie sind sämmtlich
stehend dargestellt mit beigeschriebenemNamen: Roma be-
helmt, mit der Weltkugel und einer kleinen Victoria, von
der sie gekrönt wird; darauf folgt Alexandrien durch Aeh-
ren und Schiffe bezeichnet; Constantinopel mit der Thurm-
krone; endlich Trier einen gefangenen Barbaren führend z).
Eine ausgedehnte Verwendung erhielten in dieser
Zeit die Figuren von Ländern und Provinzen, da sie den
höhern Provinzialbehörden des römischen Reichs als
Amtszeichen dienten: vielleicht waren sie im Grossen
ausgeführt und bestimmt, im Geschäftslocal der Behörden
aufgestellt, auch bei feierlichen Gelegenheiten vorgetragen
zu werden; jedenfalls wurden sie wie alle übrigen Amts-
insignien in den Ernennungs-Patenten abgebildet 3). Dem-
gemäss finden sie sich in der Notitia dignitatum utrius-
que imperii, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt dem
1) Mommsen a. a. O. S. 551. Wie dort berichtet wird, ist eine
Veröffentlichung dieser Zeichnungen, es sind mit der Feder
gezeichnete Umrisse von de Rossi zu erwarten.
2) Ebendas. S. 554 f. 565.
a) Bü cking Ueber die Notitia dignitatuln utriusq. imp. Bonn, 1534.
S. 97. 104.