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sich in den niederländischen Miniaturen einer pariser Hand-
schrift mit der Legende der h. Catliarina vom J. 1457 die
schärfste Individualisirung und ein so feines als edles
Naturgefühl l). Ein Zeichen eben dieser Richtung auf
Nachbildung der Wirklichkeit ist es auch, dass ebenfalls
seit dem 13. Jahrhundert die Anwendung des Zeitcostüms
allgemeiner, und dasselbe auch den heiligen Personen,
nicht allein den Aposteln, sondern auch der Maria, Christus
und Gott Vater gegeben wird 2); so wie dass in die Dar-
stellung heiliger Geschichten Züge aus dem Leben ge-
nommen eingemischt werden 3).
lassen, s. Merkel Die llliniatureu u. Manuscripte der K. Hof-
bibl. in Asehalfenburg S. 5. Auf das Portraitiren der h. Jung-
frau von Seiten neuerer Maler, namentlich dass Carlo Maratta
das Vorbild dazu von seiner Frau nahm, macht auch Lessing
aufmerksam in s. W. von Lachm. Th. Xl. S. 131.
Waagen a. a. O. S. 359. In französischen Miniaturen aus der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (wie eheudas. S. 375 be-
merkt wird) haben bisweilen selbst heilige Personen etwas
National-Französisches und im Gegensatz italienischer, hoher
Bedeutsamkeit oder niederländischer Treuherzigkeit, einen feinen
Weltsinn.
2) Schon in dem Fragment- einer Bibel aus der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts in der Nationalbibl. zu Paris (Ms. lat. n. 252)
sind einige Apostel im Zeitcostiiln, Jacobus als Bischof vorge-
stellt; in einem Psalterium gegen 1300 (Suppl. lat. n. 636) er-
scheint Abraham, welcher die Könige tödtet, als ein gewaltiger
Ritter im Kettenpanzer: beides sind französische Miniaturen.
Ebenso sind in einer italienischen Handschn, einem Psalter aus
der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (ebendas. Suppl. frane.
n. 1132 bis) David, Goliath und die Krieger des Abraham im
Costüm der Zeit vorgestellt. Waagen a. a. O. S. 284. 302.
313. Vergl. Langlois Essai sur la calligraphie des manuscr.
du moyen-age p. 45 sq.
T) Solches findet sich schon in der eben erwähnten italienischen
Handschr. bei der Verkündigung der Hirten, dem lfindermord.
Dann zumal bei Giotto: unter seinen Malereien in der Kapelle