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schen Scene folgendermaassen beschreibt 1): nach dem
Tode seines Vorgängers steigt die Oenotria (d. i. die
Italia) von den Felsen des luftigen Apenninus in die
Grotte des Tiber und veranlasst den Flussgott die Göttin
Roma zu bitten, dass sie aus dem Orient einen kriegs-
tüchtigen Herrscher gewinne: demzufolge begiebt sich
dieselbe, die in gleicher Gestalt 2) und Rüstung erscheint
wie nach der vorigen Schilderung, überdies mit einem
Schwerdt an der Seite, an den Sitz der Aurora, von
der sie zuvorkommend als caput mundi (nachher auch als
sancta parens) begrüsst wird a), worauf sie ihr eröffnet,
Slu komme nicht, alte Besitzungen zurückzufordern, son-
dern um den Anthemius zu bitten, den ihr die Aurora
auch bereitwillig zugesteht.
Indem wir nun zur Betrachtung der Denkmäler
selbst übergehn, haben wir vor allem den Unterschied
zu beachten, ob die Pcrsonification von Stadt und Land
nur nach antikem Herkommen beibehalten oder in eigen-
thümlich christliche Vorstellungen neu aufgenommen ist.
4. Von der erstern Art sind es vornehmlich öffent-
liche Denkmäler, Kaisermünzen, demnächst Consulardi-
ptychen, auf denen besonders die Figuren von Rom und
Constantinopel noch bis in's sechste Jahrhundert sich
finden; wozu noch einige andere Sculpturen nebst etlichen
Miniaturen kommen.
Dass auf Münzen noch geraume Zeit unter den Augen
christlicher Kaiser die Figuren der Roma und der Tyche
von Constantinopel sich erhalten, darf am wenigsten be-
fremden nach der Geltung, welche sogar die Statuen der
1) Id. Carm. II. v. 317 sqq-
2) Ibid. v. 389: exertam mammam;
side turres.
3) Ibid. v. 438. 517.
392 :
inclusae latuerunt
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