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Glaube an den Einfluss der Tyehe stehen blieb, sondern
auch ihrer Bildsaule magische Kraft beigemessen wurde.
Das zeigt sich vornehmlich an der Statue, die auf dem
Forum Constantins sich befand. Dieselbe stand mit einem
Fuss in einem ehernen Nachen: zur Zeit des Kaisers
Anastasius I. (491-518) nun begab es sich, wie erzählt
wird 1), dass dieser Nachen, sei es von Alter oder durch
Bosheit, schadhaft geworden und Stücke davon geraubt
waren; wovon die Folge war, dass die Lastschiße bei
Byzanz nicht mehr landen konnten, sondern wenn sie
nahe gekommen, durch Windesgewalt zurückgetrieben
wurden, so dass die Hauptstadt von einer Hungersnoth
bedroht war. Als man der Sache auf den Grund gekom-
men, liess die Behörde sich angelegcn sein, die Stücke
wieder zusammen zu bringen und den Nachen damit aus-
zubessern: worauf die Schiffahrt wieder frei wurde. Von
diesem Zusammenhang aber vergewisserte man sich da-
durch, dass man zur Probe einige Stücke von dem Nachen
entfernte, was die Schifffahrt sofort stocken machte; dem-
nach wurde verdoppelte Sorgfalt auf die Herstellung des-
selben verwandt. Dieser Statue aber liess Kaiser Michael
Rhangabe (811-813) die Hände abhauen, damit die Volks-
parteien wider die Herrscher nichts vermochten 2).
Von allen diesen Denkmälern ist nichts als die Kunde
geblieben.
3. In den noch vorhandenen Denkmälern christlicher
Zeit haben die menschlichen Figuren von Städten und
Ländern mehrentheils nur die Bedeutung einer Personi-
fication. Auch in der Rede kommt dieselbe nach dem Vor-
gang der heiligen Schrift bei den Kirchenlehrern nicht selten
1) Zonaras Annal. Lib. XIV. T. II. p. 57. s. dazu du Gange
Not. p. 52 sqq.
2) Ano n y m. Antiq. Constam. Lib. I. p. 15. Codin. De signis p. 68.