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sie mehr, denn gehorsam dient die Roma dem Gott Chri-
stus und hasst die früheren Culte. Boma aber nenne ich
die Männer, die wir für das Herz der Stadt halten, nicht
den Genius, dessen Bild umsonst erdichtet wirdß 1)
2. Während aber in Rom der Cultus dieses Genius
Oder der Göttin Roma nur als ein Rest des Heidenthums
bestand; erhielt auch das neugegründete Constantinopel,
obgleich von Anbeginn eine christliche Stadt, eine ganze
Anzahl Denkmäler seiner Tyche. Und es genoss dieselbe
noch geraume Zeit unter christlichen Kaisern Verehrung,
ja der Glaube an eine ihrem Standbilde einwohnende
Macht hat nachweislich noch ein halbes Jahrtausend an-
gehalten und scheint im byzantinischen Reich gar nicht
erloschen zu sein. Der Grund davon liegt theils in den
heidnischen Elementen der religiösen Bildung Constantin's,
des Gründers von Constantinopel, welche in seiner Haupt-
Stadt Wurzel fassten; theils in der Gestaltung des christ-
liehen Lebens in der griechischen Kirche überhaupt, na-
mentlich der Entwickelung des Bilderdienstes, die in
Wechselwirkung mit den Resten heidnischen Aberglaubens
jenen Unterpfandern desselben neuen Werth zu verleihen
vermochte.
Kaiser Conslantin hatte bei dem Uebertritt zum Chri-
stenthum der heidnischen Vorstellung keineswegs ganz ent-
Sagt; er wusste Entgegengesetztes zu vereinigen, indem
er theils die beiderseitigen Ideen neben einander stehen
liess, theils dem heidnischen Gedanken eine christliche
Form oder auch nur einen christlichen Stempel gab. Ein
Beispiel dessen haben wir an Constantinischen Münzen
gesehen, auf denen neben einander Apollo und das Kreuz
erscheinen 2). Weitere Beweise geben die Bildwerke