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ist zwar ein Vorwurf, der frühzeitig, schon im 3. Jahr-
hundert, den Heiden von den Apologeten gemacht wird 1);
es ist dabei aber an die grossen Götter gedacht, die ge-
wisse Hauptsitze der Verehrung hatten, wie die Ceres zu
Eleusis, die Cybele in Phrygien. Erst Arnobius zu Anfang
des 4. Jahrhunderts macht" als Gegenstand heidnischer
Verehrung die genios civitatum namhaft 2), zu einer Zeit
als der Gegensatz des Christenthums gegen diesen Genien-
cultus auch thatsächlich durch Verfolgungen hervortrat.
Auf der einen Seite brachten die Heiden diesem Cul-
tus auch das Leben der Christen zum Opfer. Denn in
der letzten Verfolgung unter Maximinus wurde zu Cäsarea
in Palästina am Geburtstag der Tyche, den 5. März, der
Märtyrer Adrianus den Thieren vorgeworfen 3). Um-
gekehrt als bald darauf das Christenthum zur herrschen-
den Religion erhoben war, nachdem wohl eine Zeit lang
Religionsfreiheit bestanden hatte, wurden alsbald die ehe-
maligen Verfolger zu Verfolgten: wobei auch der Ver-
ehrung des Stadt-Glücks namentlich im Bereich der grie-
chischen Kirche durch Zerstörung seiner Heiligthümer oder
Verwandlung derselben zu gottesdienstlichem Gebrauch
ein Ende gemacht wurde. So wurde der Tempel und
die Statue der Tyche zu Cäsarea in Cappadocien, welche
bei den Heiden in besonderer Verehrung stand, unter
Kaiser Julian in Asche gelegt auf Anstiften eines Christen,
den leidenschaftliche Frömmigkeit getrieben hatte, was
der Stadt von dem erzürnten Kaiser harte Strafen zuzog 4).
Ü Von diesen localen Culten spricht als Gegner des Christenthums
Celsus bei O rigen. Contr. Cels.Lib.V.c. 25. p. 596. und Cäcilius bei
Minuc, Fel, Ocßav, c. 6. Vergl. TertuHiauQAImIoget. e. 24.
T) Arnob. Adv. gentes Lib. I. c. 28.
B) Euseb. De marbyr. Pnlaest. c. .11. p. 433. ed. Read. Vergl.
Eckhel Doctr. numm. T. VIII. p. 141 sq.
4) Gregor. Naz. Oram. IV. (ad Julian. Invcct. 1.) c. 92. p. 126.
und Orat. XVIII. c. 34. p. 355. Theopha n. Chronagr. p. 40. c.
Piper, Mythu]. u. Symbol. d. chr. Kunsi. l. 2. 38